Moritzburg

 

Da ich dieses Jahr eigentlich  nicht viel vor und wenig Lust hatte, habe ich erst spät mit Radfahren angefangen. Mein alter Freund Dieter Bremser, der mit den Niedern donnerstags wie ich im Silobad trainiert, erzählte mir, daß er wieder nach Moritzburg bei Dresden fahren wolle. Letztes Jahr war er als 56jähriger und ältester Teilnehmer unter etwa 40 mit 11.15 Stunden 10. gewesen – eine starke Leistung. Man könne sich noch nachmelden. Dieses Jahr wolle er die Mitteldistanz als Vorbereitung für Frankfurt machen. Moritzburg hatte ich schon länger im Kopf, obwohl gleichzeitig die Ärztemeisterschaften oder Maxdorf anstanden. Eine Gruppe aus Nied war auch da und machte die Mitteldistanz. Arndt Rosenthal war gemeldet, startete aber im Kraichgau.

Ich hatte bisher erst 2200 Radkilometer in den Beinen, wenig geschwommen, einigermaßen gelaufen ca. 40km pro Woche, wenn auch keine längere Strecken bis auf den 30km Wintersteinlauf. Na, dachte ich, wenn schon, denn schon, probierst du mal die Langdistanz. - Vor 2 Jahren in Frankfurt war ich mit knapp 15 Stunden sehr langsam gewesen und führte dies auf Übertraining zurück. Anscheinend vertrage ich nicht mehr viel. Jetzt wollte ich mal sehen, wie es mit wenig Training geht.-  Auf der Homepage von Moritzburg waren erst 27 Teilnehmer gemeldet. Ich meldete mich per Fax an und stand schon am nächsten Tag auf der Seite. Zu dritt mit Dieters Frau Alexandra fuhren wir am Freitag hoch. Ich hoffte bei ihm in der Pension ein Quartier zu erlangen, was auch klappte, 15€/Nacht. Am Samstag schauten wir uns Dresden an, was ich noch nicht gesehen hatte. Am Nachmittag ging ich nach dem Start der Olymp. Distanz mal kurz ins Wasser, um die Wassertemperatur und eine neue Schwimmbrille auszuprobieren. Das Wetter war kühl, bewölkt, windig, ab und zu Sonne, 13 bis 16 Grad. Es ging ganz gut. Eigentlich wollte ich mir bei Iko einen neuen Neopren zulegen, aber er war nicht zu erreichen, sodaß ich den alten nehmen mußte, der ja auch noch geht.

Am nächsten Morgen war um 7 Start, 29 Teilnehmer plus etwa 20 Staffeln. Die Mitteldistanzler starteten um 9. Wassertemperatur ca. 17 Grad, Himmel bedeckt und kühl. Da ich bei langen Schwimmstrecken inzwischen immer zu Krämpfen neige, habe ich mir vorgenommen, vorher noch mal ordentlich zu trinken, das aber vergessen, und da mir im Vorjahr in Waldeck völlig die Luft weggeblieben war, sodaß ich nicht mehr schwimmen konnte, schwamm ich locker los. Fast das ganze Schwimmfeld war sofort enteilt. Es waren 3 Schwimmrunden um das Schloß zu schwimmen. Schon nach 1 Runde schwammen sie wieder an mir vorbei. Was war da los? Ich hatte nicht mitgekriegt, daß zuerst eine große, dann 2 kleine Runden zu absolvieren waren und bog schon auf die große ein. Ich kam mir ziemlich schwach vor und kam in 1.40 aus dem Wasser. So schlecht war ich noch nie geschwommen! Vielleicht macht Training doch was aus. Am Donnerstag hatte ich, beide im Neopren, gut neben Dieter herschwimmen können und war zuversichtlich gewesen. Also ließ ich mir Zeit und saß nach 10min auf dem Rad. Während des Umziehens hörte ich, daß ein 67jähriger vor mir startete. Ich zog Radhose und 2 Blaugelbhemdchen übereinander an, vielleicht etwas wenig. Man wußte ja nicht recht, wie daß Wetter wird.

Mit einer Anfahrt waren 6 Runden a 30km zu absolvieren, insgesamt auch nach meinem Km-Zähler 183km. In jeder Runde waren 2 Verpflegungsstellen, die auf Zurufen Getränke oder Banane bereit hielten. Bald holte ich den Älteren ein und beschloß, erstmal mit ihm lockerer zu fahren. Wir wurden immer wieder überholt. Er kam vom Judo und versuchte seine 1. Langdistanz. Nach 1 Runde war ich dann doch vor und auf einem etwa 2km langen Wendebereich sah ich ihn langsam zurückfallen. Dort war ein etwa 80m langes Pflastersteinstück, das also 12 mal zu überqueren war, für mich eine Unverschämtheit. Jedesmal hatte ich das Gefühl, daß es mir gleich aus dem Darm platzt - komisch, gottseidank passierte nichts. Später fuhr ich eine zeitlang mit einem langsamen Mitteldistanzler. Zwischendurch schien es anzufangen zu regnen. Ich brauchte etwa 7 Stunden.

Es waren 8 Runden a’ 5,25km zu laufen, meist im Wald auf Naturwegen, manchmal holprig mit groben Steinen mit kleinen Steigungen und Gefälle, knapp 1km Asphalt mit je 2 Verpflegungsstellen. Jede Runde eröffnete den Blick auf den See und das Schloß. Bei Hitze wäre der Wald angenehm, jetzt in der Kühle wäre Sonne angenehmer, die am Abend kam. Normalerweise laufe ich ohne Socken und schmiere mir auf längeren Strecken vorne die Zehen mit Vaseline ein. Da viel sandiger Naturweg war und ich nicht laufend Steinchen aus den Schuhen heraus holen wollte, behielt ich die Socken an, vergaß aber das Einschmieren. Das bereute ich bald, denn vor allem die linke Kleinzehe fing an zu schmerzen. Vor der 6. Runde ließ ich ein Pflaster anbringen, das den Schmerz eher verschlechterte, und zog mir noch die Radhose und das Radhemd über, da mir zu kalt war. Eine halbe Runde später plötzlich ein stechender Schmerz und nichts ging mehr, offenbar war die Blase geplatzt. Bald konnte ich jedoch weiter laufen. Am Anfang hatte ich den vor mir auf dem Rad Angekommenen eingeholt und lief mit ihm langsamer, bis er mich abhängte. Später begleitete ich gehend und laufend einen 52 jährigen, der 1 Runde vor mir ankam und die letzte Runde konnte ich noch mal zulegen und war schon dem Vorherigen nahe, bis dieser zu einem fulminanten Endspurt ansetzte. Den 67jährigen sah ich nicht mehr, hörte aber, er sei eine knappe Runde hinter mir. Leider konnte ich ihn nicht mehr sprechen, da wir bald abrückten. Ich kam dann nach ca. 6 Stunden Laufen in 14.37 erschöpft ins Ziel.

Ich war zufrieden, daß ich es geschafft und in meiner 20. Langdistanz wohlbehalten im Ziel angekommen war. Mit der Zeit muß ich mich abfinden, habe auch nicht darauf gedrückt. So ganz ist mir mein Leistungsabfall nicht erklärlich, da ich mit 56 in Kulmbach in 11.30 und mit 57 in 11.40 angekommen war und bei normalen Altersleistungsabfall mit etwa 12.30 bis 13 Stunden gerechnet hätte. Vielleicht rauche ich zuviel, zumindest mehr als früher. Jetzt 2 Tage später humpele ich noch wegen der Zehe.

28 waren im Ziel, der Schnellste 9.41. Als einziger in der AK 60 bekam ich einen kleinen Preis verabreicht. Die Siegerehrung war lange vorbei. Dieter war stolz, daß er als Opa alle wesentlich jüngeren Nieder gespatzt hatte. Nur eine unberechtigte Zeitstrafe von 4min ärgerte ihn, sodaß er mit 5.26 geführt wurde und natürlich als einziger die AK gewonnen hatte.

Ich bin froh, daß ich da gewesen bin. Die geringe Beteiligung erstaunt mich. Natürlich ist Moritzburg nicht mit Roth oder Frankfurt vergleichbar. Aber für jemanden, der auf familiäre Atmosphäre wert legt, es einfach mal probieren, etwas anderes kennen lernen oder die hohen Startgebühren meiden will, das Richtige, obwohl Moritzburg mit 155€ auch nicht gerade billig ist.

Auf der Homepage könnt Ihr näheres sehen: www.schloss-triathlon-moritzburg.de