150 Jahre Freud, Teil2/3
Sigmund Freud der Begründer der Psychoanalyse als wissenschaftliche Erklärung der Welt und Therapiemethode zur Heilung von psychisch begründeten Krankheiten
Der österreichische Neurologe und Psychopathologe Sigmund Freud gründete die Psychoanalyse. Er entwickelte zunächst die Psychoanalyse als Theorie der Diagnose und Therapie von Neurosen, dehnte die Psychoanalyse aber später auf andere Bereiche der Psychologie und auf Bereiche der Sozialphilosophie aus. Der psychologische Faktor bei wissenschaftlichen Ideen wurde zwar schon von griechischen Philosophen und Ärzten in Erwägung gezogen, es war jedoch Freuds Verdienst, als erster das Konzept des Unbewußten zu entwerfen und systematisch auszuarbeiten, für die er die Traumdeutung anhand freier Assoziationen favorisierte. Der Traum bedeutet für ihn eine Darstellung und Umwandlung von Tageserlebnissen ähnlich der Transformation von Mythen. Deren Ergebnisse kombinierte er mit einem aus drei Instanzen (Es, Ich und Überich) gebildeten Modell der Psyche, einer Theorie der intakten triebenergetischen Dynamik (Lustprinzip) und Konzepten zur Erklärung pathologischer Abweichungen von diesem Ideal.
Die Psychoanalyse als Therapie und klinische Theorie spielt an Universitäten hauptsächlich im Bereich der Psychosomatischen Medizin, auch noch der Psychiatrie und in geringem Ausmaß der Klinischen Psychologie eine Rolle. Rezipiert wird sie als Theorie und Methodik noch von Literaturwissenschaft, Soziologie, Philosophie, Pädagogik, Film- und Theaterwissenschaften, Kultur- und Sozialwissenschaften. Sogar Juristen machen sich psychoanalytische Konzepte zu eigen. Aus den interdisziplinären Verbindungen, die sie im Laufe ihrer Geschichte eingegangen ist, sind eine Reihe von fruchtbaren Kooperationen entstanden, so z.B. die Psychoanalytische Pädagogik, die Ethnopsychoanalyse, die Neuropsychoanalyse, die Psychohistorie und die Psychogeographie. Einige ihrer Termini wie z.B. Verdrängung, Fehlleistung, Unbewußtes, Trauma und Ödipuskomplex sind in die Alltagssprache eingegangen, werden aber nur selten in der korrekten Definition des Worts verwendet.
Sigmund Freud hat wie wenige andere Wissenschaftler unsere Sicht der Welt geprägt. Seine Erkenntnisse haben, wenn auch oft mißverstanden, auf vielfältige Weise Einzug in unseren Alltag genommen: Wir lachen über Loriots „Ödipussi“ und zittern bei Hitchcocks „Vertigo“, diagnostizieren „Ödipuskomplex“ und leisten uns „Freud’sche Versprecher“. Viele amüsieren sich über den Satz „Ödipus, Schnödipus, Hauptsache, Du hast Deine Mutti lieb“ und vergessen den ernsthaften und tragischen Hintergrund. Der von Freud konstatierte Penisneid bringt noch immer Frauen auf die Barrikaden. Insbesondere auf die philosophischen Ansichten von Künstlern und künstlerisch inspirierten Philosophen übte er einen großen Einfluß aus.
Die Psychoanalyse bezeichnet sich nicht nur als Wissenschaft vom Unbewußten, sondern verfolgt den weitaus höheren Anspruch, ein umfassendes Konzept des Mentalen einschließlich seiner Verbindungen zu den Sphären des Körperlichen (Somatischen) und des Soziokulturellen zu entwickeln. Sie wurde auch als eine Wissenschaft zwischen den Wissenschaften bezeichnet, die sich inmitten eines Dreiecks von Biologie, Psychologie und Soziologie befinde. Psychoanalytiker der nachfolgenden Generationen haben die Psychoanalyse in vielfältige Richtungen weiterentwickelt, dabei teils mit Freud übereinstimmend, teils weit von ihm abweichend. Diese stetige Differenzierung der psychoanalytischen Theorie und Methodik hat zur Entstehung einer Vielzahl von psychoanalytischen Schulen geführt. Dazu zählen z.B. Triebpsychologie, Ich-Psychologie, Objektbeziehungspsychologie, Selbstpsychologie.
Zur Psychoanalyse als Therapie gehört eine Gruppe von psychotherapeutischen Behandlungsmodalitäten unter dem Oberbegriff psychoanalytische bzw. psychodynamische Therapie. Die Psychoanalyse zählt zu den Einsichtstherapien, welche versuchen, dem Kranken die Einsicht in die Ursachen seines Leidens zu vermitteln und somit die Möglichkeit bieten, therapeutisch wirksame Verhaltensänderungen einzuleiten. Die klassische Psychoanalyse kann mehrmals wöchentlich über einige Jahre hinweg stattfinden, bei der der Patient (Analysand) in einem entspannten Zustand auf der berühmten "Couch" über das ihn aktuell bewegende Thema frei assoziiert, während der Analytiker mit der Haltung gleichschwebender Aufmerksamkeit zuhört, um anhand dieser dem Unbewußten entstammenden zusätzlichen Informationen eine Diagnose zu erstellen. Die Traumanalyse spielt dabei eine zentrale Rolle.
Hinzu kommen psychoanalytische Therapiekonzepte, bei denen sich Analytiker und Analysand gegenübersitzen und lediglich ein bis zweimal wöchentlich treffen und die psychoanalytischen Fokaltherapien bzw. psychodynamischen Kurzzeittherapien, in denen ein klar umschriebenes Problem in insgesamt ca. 20 bis 30 Sitzungen behandelt wird. Außerdem gibt es psychoanalytische Paar- und Familientherapie, Gruppenpsychoanalyse, stationäre psychodynamische Therapie, psychoanalytische Supervision. Gemeinsam ist all diesen Verfahren, die sich in der therapeutischen Beziehung einstellenden Übertragungen und Widerstände aufzuspüren, zu interpretieren und so einer Veränderung zugänglich zu machen. Analytiker schließen eigene Widerstände und eigene Übertragungen auf ihre Patienten nicht aus und bedienen sich zu deren Bewußtmachung der Konsultation von Fachkollegen und Supervision.
Die Ausbildung zum Psychoanalytiker stellt ein zeitraubendes und teures Unterfangen dar, das später kaum entsprechend honoriert wird und inzwischen vor allem im Zeitalter der naturwissenschaftlichen, biologistischen Medizin immer weniger Zulauf findet. In Deutschland hatte sie ihre Blüte im Gefolge der 68er-Generation. Eine umfangreiche theoretische Ausbildung, Lehranalyse, mindestens 250 Stunden, oft über 1000, eine ebenso lange Supervision sind die Voraussetzung. Deswegen gibt es inzwischen eine „kleine“ Ausbildung in wesentlich geringerem Umfang, tiefenpsychologisch fundiert genannt, der psychoanalytische Konzepte zugrunde liegen. Von den Krankenkassen werden aber auch weniger Stunden genehmigt. Bei der Anerkennung und Bezahlung durch Krankenkassen sind für beide Ausbildungen ein Medizin- oder Psychologiestudium Voraussetzung.
Weiterhin untersuchte Freud Alltagsphänomene wie Mythen, Bräuche, Witze und die nach ihm benannten "Freud’schen Fehlleistungen". Diese Phänomene hatten zuvor wie die Träume nur wenig Interesse von Seiten der bisherigen seriösen Wissenschaft geerntet. Grundlegend wichtig für den erstrebten Gewinn eines Ideals der intakten Psyche ("Gesundheitsmodel") war Freud die Berücksichtigung von Befunden und Annahmen aus dem Bereich der biologischen Wissenschaften, so die Evolutionstheorie Charles Darwins, die Freud mit Begeisterung befürwortete. Weitere Daten, auf die er sich stützte, waren seine intensive Selbstanalyse, sowie die psychotherapeutische Behandlung von neurotischen Patienten/innen. Ausgehend von den während dieser Arbeit entwickelten Annahmen und gewonnenen Erkenntnissen, entdeckte er psychische Zustandsformen, Verhaltensmuster und meist nicht bewußte Funktionsweisen, die bei allen Menschen angetroffen werden. Grundsätzliche Differenzen zu dem in der Biologie verankerten Idealmodel der Psyche, veranlaßten Freud zur Äußerung des Verdachts, wir alle wären mehr oder weniger neurotisch.
Freud hat den Anstoß gegeben zur Enttabuisierung der Sexualität. Das ist eines seiner größten Verdienste. Er hat in einer sexualitätsfeindlichen, die reale Sexualität tabuisierenden Welt, erklärt, daß schon Kinder sexuelle Bedürfnisse haben. Die Ursache der Neurose sah er in einer Störung der sexuellen Entwicklung in der frühen Kindheit eines Menschen. Die Fortwirkung des frühkindlichen Traumas im Erwachsenenalter bewirke die Neurose. Freud entwickelte eine Theorie über die kindliche Sexualität: Die Patienten wurden im Kindesalter, als ihre reife Sexualität noch nicht erwacht war, durch sexuelle Verführungen traumatisiert, und mit der Pubertät sowie der damit verbundenen Entwicklung der eigenen Sexualität, tritt dieses Trauma als krankheitserregender Bestandteil in ihrer Erinnerung zurück und bleibt verdrängt.
Zentral ist bei ihm die Libidotheorie: Die Libido ist die sexuelle Triebkraft. Libidinös ist jedes Motiv, das mit sinnlicher Sehnsucht erlebt wird und dessen Befriedigung Lust hervorruft. Seelische Krankheiten sind Ergebnisse von Störungen in der Libidoentwicklung in den drei Phasen der kindlichen Entwicklung, orale, anale und ödipale Phase. Jeder Mensch durchläuft im Laufe seiner kindlichen Entwicklung diese drei Phasen, die von spezifischen innerindividuellen Konflikten begleitet sind. In der oralen Phase ist das Kind sehr auf seinen Mund fixiert, in der analen Phase auf die Ausscheidungsorgane. In der ödipalen oder auch phallischen Phase auf die Genitalien. Wie gut die Verarbeitung dieser Konflikte gelingt, entscheidet über die spätere seelische Gesundheit, bzw. Krankheit eines Menschen. Der "anale Charakter" (geizig, pedantisch, übertrieben ordentlich) ist Resultat von unbewältigten Konflikten in der analen Phase. Die Sublimierung der Libido in kulturelle, wissenschaftliche und künstlerische Leistungen ist seiner Meinung nach die Voraussetzung der Entstehung von Zivilisation.
Auf ihr baut er sein Drei-Instanzen-Modell (auch "Freud’sches Strukturmodell der Psyche" oder "Es-Überich-Ich" genannt) auf, das ein Erklärungssystem der menschlichen Psyche darstellt: Das „Es“ ist jene psychische Struktur, in der die Triebe (z. B. Nahrungstrieb, Sexualtrieb), Bedürfnisse (z. B. Geltungsbedürfnis, Angenommenseinsbedürfnis) und Affekte (Neid, Hass, Vertrauen, Liebe) gründen. Das „Überich“ ist jene psychische Struktur, in der die aus der erzieherischen Umwelt verinnerlichten Handlungsnormen, Ich-Ideale, Rollen und Weltbilde verankert sind. Das „Ich“ bezeichnet jene psychische Strukturinstanz, die mittels des selbstkritischen Denkens und mittels kritisch-rational gesicherter Normen, Werte und Weltbild-Elementen realitätsgerecht vermittelt "zwischen den Ansprüchen des Es, des Überich und der sozialen Umwelt mit dem Ziel, psychische und soziale Konflikte konstruktiv aufzulösen." Die Bildung des Überich trägt zum sozialgerechten Verhalten bei, ohne daß Eltern von außen ständig das Verhalten des Kindes durch Handlungsinterventionen sozialfähig halten müßten. Das Überich ist teils das, was man oft als "Gewissen", als innere Stimme wahrnimmt, die sagt, was man tun soll und nicht tun soll. Dieses Überich-Gewissen handelt jedoch nicht bewußt nach dem Moralitätsprinzip, sondern nach dem Imperativ der verinnerlichten Handlungsnormen.
Eine besonders von Feministinnen (aber nicht nur von denen) bekämpfte Behauptung Freuds ist, daß kleine Mädchen einen Penis wünschen, sobald sie das Fehlen dieses Organs bei sich bemerken. Aus dem Penisneid könnten sich später typisch weibliche Neurosen und Reaktionen wie Neid, Eifersucht und Konkurrenzhaltung gegenüber Männern ergeben. In der Frauenfrage zeigt sich, daß Freud ein Kind seiner Zeit blieb und tradierte Vorstellungen über Frauen, das Frauenbild und ihre gesellschaftliche Rolle übernahm. So galt ihm die Hysterie als die Hauptkrankheit von Frauen, so wie er es bei Charcot gelernt hatte. Heute ist dieses Krankheitsbild weitgehend verschwunden und nur noch im Sprachgebrauch als „hysterisch“ überkommen. Der Penisneid mag als Beleg gelten, wie zeitgebunden wissenschaftliche Erkenntnisse bleiben und somit eine Einschränkung der Freud’schen Lehre auf den Zeitgeist darstellen.
Generell geht die Psychoanalyse davon aus, daß schwere traumatische und unverarbeitbare Erfahrungen in der Kindheit verdrängt werden müssen, weil die kindliche Persönlichkeit anderenfalls unter ihnen zusammenbrechen würde. Kein Kind kann zum Beispiel längere Zeit ertragen, von Elternteilen nicht geliebt oder gar gehaßt zu werden. Die Psychoanalyse verspricht sich Heilung von der Bewußtmachung des Verdrängten, oder wie Freud es ausdrückte: "Wo Es war, soll Ich werden." Verdrängte Erfahrungen sind einer Bearbeitung und Verarbeitung durch das Bewußtsein entzogen und können nicht in die Persönlichkeit integriert werden. Dies soll in der Analyse allmählich und unter gleichzeitigem persönlichen Wachstum und persönlichem Erstarken, unterstützt von der menschlichen Hilfe der Analytiker, nachgeholt werden. Wichtig ist, die Trauerarbeit nachzuholen. Alte Wahrnehmungs- und Verhaltensmuster müssen, nachdem sie als Teil der persönlichen Geschichte erkannt wurden, durch neue ersetzt oder ergänzt werden. Teilweise heilt die Psychoanalyse auch dadurch, daß in der Beziehung zum Analytiker neue, korrigierende Erfahrungen gemacht werden, indem wesentliche Elemente einer gelungenen Kindheit, z. B. der haltgebenden, kontinuierlichen zwischenmenschlichen Beziehung und daß verselbständigende und Abgrenzungs-Tendenzen keine negativen Reaktionen nach sich ziehen.
Ein wichtiger Begriff ist für die Psychoanalytiker die Übertragung, streng genommen auf die analytische Beziehung bezogen, aber auch ein allgemeines zwischenmenschliches Phänomen, das heißt, spätere Menschen und Beziehungen werden im Lichte früherer Erfahrungen mit allen ihren Gefühlen und Affekten wahrgenommen. Diese Übertragung ist zentraler Baustein einer jeden Analyse und wichtiger Bestandteil der Beziehung zwischen Analytiker und Analysand. Infolge der Verdrängung wird die Übertragung, das Hineinsehen früherer Personen aus dem Primärmilieu in spätere Personen, selbst nicht erlebt. Gegenüber der Wahrnehmung früherer Erfahrungen bestehen die Abwehrmechanismen wie Verdrängung, Verleugnung, Verschiebung und Projektion, die den Mechanismen des Traumes ähneln. Man unterscheidet mit sämtlichen Zwischennuancen eine positive und negative Übertragung. Bei der positiven Übertragung werden positive Anteile früherer Beziehungen auf den Analytiker projiziert, bei der negativen Übertragung negative Anteile. Die Gefühle, Vorstellungen und Handlungsreaktionen, die beim Analytiker wiederum als Reaktion auf das Verhalten der Patienten auftreten, nennt man die Gegenübertragung des Analytikers.
Das psychoanalytische Verfahren und die Grundregel sind das freie Assoziieren: Freud hat diese so genannte Grundregel aufgestellt, weil er darin den besten Zugang zum Unbewußten, ähnlich wie in den Träume, sah. Diese Grundregel soll dem Patienten zu Beginn der Behandlung mitgeteilt werden, nämlich, daß er alles, was ihm in den Stunden einfällt, mitteilen soll, auch wenn er es für bedeutungslos hält oder sich seiner Gedanken schämt. Er solle seine Gedanken nicht hemmen, sondern ihnen freien Lauf in jedwede Richtung lassen, was Freud das freie Assoziieren nannte. Freud nahm an, daß sich in dieser Form und in den Träumen verkleidetes, unbewußtes Material äußere, und man es so für die Behandlung nutzbar machen könne. Da unbewußte Inhalte zunächst einmal als bedrohlich, peinlich oder schmerzhaft empfunden werden, deswegen sind sie ja verdrängt, setzt das Unbewußte des Patienten dem Aufdecken dieser Inhalte einen Widerstand entgegen, ein weiterer wichtiger Begriff in der Psychoanalyse. Der Therapeut geht zu Beginn der Behandlung mit dem Patienten ein so genanntes Arbeitsbündnis ein, d.h. der Patient stellt seinen Wunsch zur Gesundung, seine gesunden Persönlichkeitsanteile und seine Kooperationsbereitschaft zusammen mit dem Analytiker in den Dienst der gemeinsamen Aufgabe.
Ein weiterer zentraler Begriff in der Psychoanalyse ist der Wiederholungszwang: Da der Patient durch Verdrängung, Verleugnung, Verschiebung, Projektion und anderen Abwehrmechanismen nach unbewußten Wahrnehmungen lebt, kann er sie nicht späteren veränderten Verhältnissen anpassen, sondern lebt in diesen nach den alten Mustern fort (siehe Übertragung). So mag er die frühkindliche Ablehnung und Regeln zwanghaft im späteren Milieu fortsetzen. Neurobiologen sehen ihn in der Verankerung in den Neuronen und der neuronalen Vernetzung, das ähnlich wie die Wahrnehmung und das Verhalten nach psychoanalytischem Konzept eingeschränkt ist. Insofern entsprechen sich in den Folgen Psychoanalyse und Naturwissenschaft. Der Wiederholungszwang ist die eigentliche menschliche Tragik.
Viele und zentrale Freud’sche Konzepte haben die weitere psychoanalytische Entwicklung überdauert, manche wurden revidiert, ergänzt, von seinen Nachfolgern überpointiert bewahrt, teilweise stringenter als von Freud selbst, aber Freud ist unter Einbeziehung des Unbewußten zurecht der Urvater eines Erklärungsmodells der Welt und neuartiger Therapiemethoden.
Literatur: Siehe Teil 1
Glossar von Claudia Schulmerich:
Triebpsychologie: Zentraler Baustein der Lehre von Freud
Fokaltherapie: Eine Form der Kurztherapie, in der ein zentraler Konflikt, der Fokus, als zugrunde liegend angenommen wird, der sich aus der auslösenden Situation und wesentlichen strukturellen Zügen des Patienten ergibt. Auf eine Bearbeitung der Gesamtpersönlichkeit des Patienten wie in der Psychoanalyse wird verzichtet. Diese ist jedoch nur bei nicht tiefgreifend strukturell gestörten Patienten und umschriebenen Konflikten und/oder beschränkten Behandlungszielen erfolgsversprechend. Eine ausreichend günstige Prognose ist bei allen Therapieformen bei den Krankenkassen Voraussetzung für eine Therapiebewilligung und wird im Gutachterverfahren überprüft.
Psychodynamische Kurzzeittherapie: Kurztherapie, meist bis 25 Sitzungen, unter Berücksichtigung der Psychodynamik, d.h. den Beziehungen zwischen den verschiedenen Instanzen und verschiedenen Motiven, Regungen, Gefühlen und Verhaltensweisen innerhalb einer Person und im zwischenmenschlichen Bereich.
Lehranalyse: Ein zentraler Baustein zur Ausbildung des Psychoanalytikers, einer Selbstanalyse unter Anleitung eines erfahrenen Analytikers, des Lehranalytikers, ähnlich einer Analyse in einer Therapie, in der der Analysand sich selber kennen lernt, seine Träume, Bilder, Übertragungen, Wiederholungszwänge, Gefühle und Handlungsweisen auf dem Hintergrund seines Primärmilieus.
Supervision: Ein weiterer zentraler Baustein der Ausbildung, in dem Therapien von einem Lehranalytiker begleitet werden. In der Supervision geht es vor allem um die Gegenübertragung des Auszubildenden, seine Reaktionen, Gefühle, Bilder und Handlungsweisen. Diese bilden ein wertvolles Diagnostikum für den Patienten, dessen Art der Beziehungen, die dieser eingeht. Weiterhin soll die eigene Übertragung des Analytikers auf den Patienten von der Gegenübertragung unterschieden werden. Auch werden Technikhilfen vermittelt. Unter Handlungsdialog, negativ ausgedrückt Gegenübertragungsagieren, werden die weitgehend unbewußten Handlungsreaktionen des Analytikers verstanden. Die Abhängigkeit in der Beziehung zwischen Lehranalytiker und Auszubildenden in Lehranalyse und Supervision werden von vielen kritisiert.
Bernd Holstiege