29. May 13 , 12:17
Kategorie: Motorrad, Reise, Europa
Es waren noch andere Erlebnisse integriert, nämlich eine Elektro-Fahrrad-Tour
durch die Weinberge von Tain L’Hermitage, eine Schlauchbootfahrt auf der Drôme,
nach der das Departement bezeichnet wurde, und als „Sattelwechsel“ ein kleiner
Ritt zu Pferde.
Zur Hinfahrt mit meiner Hyosung Aquila 650 nahm ich mir zweieinhalb Tage Zeit,
ich wollte noch durch die Vogesen über den Grand Ballon und dann schräg durch
die Landschaft bis hinunter nach Tain. Am Nachmittag des ersten Tages fuhr ich
bis Freiburg, wo ich einen Freund besuchte, und wir in vergangenen Erlebnissen
schwelgten.
Am nächsten Tag machte ich Fotos in Breisach und Colmar, aber verzichtete
infolge schlechten Wetters auf den Abstecher über den Grand Ballon, sondern fuhr
über Belfort, in dessen Baustellen ich mich verfranzte, bis Baume les Dames,
einem romantischen Städtchen an der Doubs, wo ich im Hotel Central wie vor
einigen Jahren übernachtete.
Am nächsten Morgen fuhr ich über Bundesstraßen, ab Lyon, das ich links liegen
ließ, landschaftlich wunderschön an der Rhone entlang bis nach Tain L’Hermitage,
wo ich schon um 14:30 Uhr ankam. Das hübsche
Hotel Les Deux lag malerisch an der Rhone, die reißend Hochwasser führte, an
einer Fußgängerbrücke, gegenüber dem Departement Ardeche. Dahinter erhoben sich
die Weinberge.
Es gab mir genügend Zeit über die Fußgängerbrücke das gegenüberliegende Ufer
von Tournon-sur-Rhone zu erkunden und an einem malerischen Motorradtreff einen
Cappuccino zu trinken. Nach und nach trafen die anderen Teilnehmer ein,
insgesamt waren wir acht Motorradfahrer, die ich zum Teil schon kannte.
Am ersten Tag ging es mit dem Elektrobike von der
Weinhandlung von Fabien Luis aus durch die Weinberge von Tain bis zur
berühmten Kapelle. Hermitage ist eine der vorzüglichsten Lage an der ganzen
Rhone, dem größten Weinanbaugebiet Frankreichs, dem Cote du Rhone mit den
Rebsorten Syrah, Marsanne, Roussanne und andere mehr. In den Flachstücken wurden
vorzügliche Aprikosen angebaut. Auf den sonnigen Terrassen des Rhonetal gedeihen
die wohlschmeckensten und wohl strukturiertesten Weine. Wir genossen den
Elektroschub des Bikes und den Ausblick über die Weinberge an die Rhone. In der
Weinhandlung durften wir allerdings nur einige Tropfen des vorzüglichen Weines
probieren, als Rotweine einen Grenache noir und einen Syrah und als Weißweine
einen Clairette blanc und Rousanne. Na, wir bedauerten, mit dem Motorrad
unterwegs zu sein.
Anschließend
fuhren wir mit den Motorrädern mit vollem Gepäck über Alixan in die Berge des
Vercorsmassivs, ein durch den späten Frühling immer kargeres Gebirge bis 2400 m
hoch. Pass reihte sich an Pass (Col de Tourniol, Combe Laval, Kaffepause am Col
de la Machine, Col de Rousset), wenn auch nur bis 1300m hoch, mit
atemberaubenden Felsformationen und Abgründen. Man konnte recht gut die
Klimazonen studieren, vom grünsprießenden Rhonetal, in diesem Jahr spießte wie
bei uns alles auf einmal bis zu den schneebedeckten Bergen am Horizont. An
manchen Hängen klebten die Dörfer, ein abwechslungsreiche Landschaft mit
Weinbergen, Lavendelfeldern und Obstbäumen und -plantagen. Hier war das
Rückzuggebiet der Resistance, der französischen Widerstandsbewegung im 2.
Weltkrieg, an deren Mahnmalen wir vorbei gekommen sind.
Verspätet gelangten wir an den Ausgangspunkt unserer
Schlauchbootfahrt in Saillans. Wir fuhren im Bus mit Anhänger 13 km die
Drôme aufwärts, und dann ab hinein ins Vergnügen.
Die Drôme führte reichlich Wasser, so dass die Fahrt eine Stunde statt
zweieinhalb Stunden dauerte. Es spritzte und gurgelte, ab und zu musste der
Führer das Boot wieder flott machen, und wir paddelten nach Leibeskräften. Nach
einem Umtrunk fuhren wir weiter bis zu unserem Hôtel la Petite Auberge in Die
an der Drôme. Die Stadt ist weit über die Grenzen durch die Transhumance
bekannt, wo nach einem uralten Brauch Ende Juni mitten durch die Stadt Tausende
von Schafen auf die Alm getrieben werden. Wir sahen ein ausgewildertes
Geierpärchen seine Kreise ziehen. Die ist von Weinbergen umsäumt, alles
hervorragende Lagen.
In der
La Petite Auberge übernachteten wir und genossen ein vorzügliches Abendessen
mit hervorragenden Weinen, vor allem den Clairette Die. Bei
Jean-Claude Raspail bestellt laut Frederic sogar Renate Künast von den
Grünen ihre Weine. Dann muß sie Weingeniesserin sein.
Am nächsten Tag trafen wir uns an dem
Campingplatz Les Foulons in Luc-en-Diois mit Hugues, der uns auf der
weiteren Fahrt durchs Valdrome über den Col de Carabes bis zur Quelle der Drôme
begleitete: Anschließend fuhren wir über den Col de Cabre und Remuzat durch
einen atemberaubenden Canyon nach Crupies in das
Hotel Moulin de Crupies, einer ehemaligen ausgebauten Mühle.
Das Hotel wird von dem Schweizer Ehepaar, Daniela und Hansruedi Rohrbach,
geführt, die uns freundlich mit einem vorzüglichen Essen bewirteten und zugleich
eine
Winzerin Audrey Chauvin und Käsehersteller Herve Barnier aus der nahen
Umgebung eingeladen hatten. Beide berichteten, sie führten ihr Unternehmen in
einem Familienbetrieb, die Winzerin von der Produktion bis zum Vertrieb in einer
Hand, während ihr Vater noch den Wein an die Genossenschaft abgegeben hatte. Der
Ziegenkäsehersteller hielt sich seine eigenen Ziegen, über 400 Stück, aus denen
er seinen eigenen Käse herstellte. Durch Stoppen der Fermentierung und durch
Lagerung stellt er aus einem Fromage blanc die verschiedenen Käsesorten unter
anderem die berühmten Picodons (AOC) her. Uns verblüfften bei völlig
verschiedenen Produkten die ähnlichen Abläufe in der Wein- und Käseherstellung.
Am nächsten Tag fand ein Stattelwechsel statt, ein Ausritt. Zuerst mussten wir
die Pferde abbürsten und die Hufe auskratzen, erst dann konnten wir sie
besteigen. Auf dem Ausritt liebte mein Pferd Gras zu fressen, trabte
anschließend hinterher, so daß ich als unerfahrene Reiter mich mit Mühe oben
halten konnte, für einen Reiter kein besonderes Erlebnis, für uns schon.
Anschließend fuhren wir nach Nyons. Es liegt in einem Talkessel wunderschön am
Eygues. Diesen überspannt eine alte Brücke neben einer Olivenmühle am Rande der
Altstadt, die auf das 13. Jahrhundert zurückgeht, mit dem mittelalterlichen
Stadttor und dem Glockenturm. Durch sein mildes Klima wird es auch Klein-Nizza
genannt. Es ist das Zentrum des Olivenbaus („AOC“, die kontrollierte
Herkunftsbezeichnung) mit 260000 Olivenbäumen und von Lavendelfeldern umgeben,
mit einer eigenen
Distellerie „Prov. Bleu“. Jedes Jahr wird mit großem Pomp das Olivenfest
gefeiert.
Wir besichtigten die Manufaktur La Scourtinie. www.scourtinerie.com Sie ist die
letzte Manufaktur, die noch die »Scourtins de Provence« herstellt. Scourtins
sind Filter aus Pflanzenfasern, die ursprünglich der Gewinnung von Olivenöl
dienten – die zermahlene Fruchtmasse wurde zwischen den Matten ausgepresst.
Heute werden auch dekorative Untersätze und kleine geflochtene Teppiche
hergestellt. Wir konnten zusehen und ein wenig mitwirken, wie über lange
Förderbänder die Scourtins hergestellt wurden. Leider wirkte die Fabrik ziemlich
herunter gekommen, soll aber zu ein Museum ausgebaut werden. Am Rande der
sehenswerten Altstadt von Nyons aßen wir zu Mittag, bevor wir zum Gipfelsturm
auf den Mt.Ventoux aufbrachen.
Der
Mt. Ventoux ragt beeindruckend über dem Rhonetal weithin sichtbar über 1900 m
hervor und über ihn führt öfter die Tour de France. Ich war vor drei Jahren
schon über seine beeindruckende Mondlandschaft hinweg gefahren. Die Hinfahrt
ereignete sich etwas komplikationsreich, indem wir Jochen, den Führer, auf
winzigsten Sträßchen verloren und per Navi auf gut fahrbaren Straßen gen Gipfel
fuhren. Der obere Gipfel war gesperrt, so dass wir an der Absperrung umkehren
mussten und weiter nach Mollans-sur-Ouvez zu unserem
Hotel Saint Marc fuhren.
Na, wie üblich genossen wir ein hervorragendes Abendessen und sprachen zum
Abschied vermehrt den hervorragenden Weinen zu, einem Cinsault noir und einem
Carignan noir und als Weißwein ein Marsanne.
Mollans ist ebenfalls ein romantischer Ort, durch den die Ouvez fließt.
Am nächsten Morgen nahmen wir Abschied voneinander, und jeder fuhr für sich
alleine nachhause. Ich fuhr in einem Rutsch hauptsächlich über Bundesstraßen. An
der Doubs, südlich der Vogesen, fuhr ich noch das romantische Doubstal entlang.
Jochen Ehlers hat die Tour hervorragend geführt. Deswegen fahre ich schon zum 4.
Mal mit ihm, 2 mal an die Ardeche, einmal mit Korsika, und ein Mal ins
Departement Gard. Jeweils hatte ich mir Maschinen geliehen, diesmal bin ich mit
einer Eigenen, einer Hyosung Aquila 650, die sich bewährt hat. Die Zeit war für
die Drôme viel zu kurz, wie immer bei einer Pressereise, praktisch nur zum
Kennenlernen. Aber die Drôme ist eine Reise wert.
Ich habe Fotoalben und ein Video hinzugefügt
http://www.flickr.com/photos/bholstiege
Bilder von Daniel Riesen und Fred -D. Zagrodnik
http://www.flickr.com/photos/bernd_holstiege
http://www.youtube.com/watch?v=Rwzr4LuVJNQ
Infos
Jochen Ehlers ENDUROFUN TOURS veranstaltet auch Gruppen und Firmenreisen
onroad und offroad in Südfrankreich und Mecklenburg. Website:
www.endurofuntours.com,
Email: info@endurofuntours.com,
Telefon: 0049 - 4825 1695
Das Tourismusbüro der Drome:
www.ladrometourisme.com/de, Frau Benedicte Seguret, Email:
b.seguret@ladrometourisme.com