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Frankfurt am Main (Weltexpress) - Geräte zur Elektro-Muskel-Stimulation gibt es schon länger auf dem Markt. Zuerst wurden sie in der Reha, dann auch von Sportlern zur Regeneration oder zum Muskelaufbau eingesetzt. Dabei werden nur an ausgewählten Muskelgruppen Elektroden angesetzt. Ich hatte schon früher überlegt, ob ich mir ein solches Gerät anschaffe, aber gefürchtet, es stehe nur herum. Ein elektrisches (Fast)Ganzkörpertraining habe ich bisher nicht gekannt.
Im Frühjahr 2011 las meine Ehefrau in der Frankfurter
Rundschau (FR) einen Artikel über ein Fitness-Studio, das
Ganzkörper-Elektro-Muskel-Stimulation anbietet, und vereinbarte eine
Probesitzung. Irgendwie hatte sie das Konzept überzeugt. Ich dachte mir dazu, in
der Not greift der Kranke ebenso wie der Spitzensportler zu jedem Mittel, das
irgendwie Besserung verspricht (siehe Doping und alle möglichen obskuren
Heilmethoden, wobei oft schon der Glaube hilft – oder nicht). Zu ihrer
Leidensgeschichte ist zu sagen, bei einer früher äußerst fitten und sportlichen
Frau (Marathon, Triathlon, Rucksackwanderungen über den Alpenhauptkamm von Wien
nach Nizza und längs durch Korsika, jährliche Skitouren wie die Haute Route) war
mit Ende 50 die Wirbelsäule verbogen und zusammengeschrumpft. Sie war 8 cm
kleiner geworden und hatte Schmerzen in den Beinen, so daß sie teilweise kaum
gehen konnte. Im Röntgenbild sieht die Wirbelsäule wie eine Ruine aus. Mehrere
Krankenhaus- und Reha-Aufenthalte mit umfassenden Therapieformen brachten keine
grundsätzliche Besserung. Zusätzlich waren an der rechten Schulter 31/2 und an
der linken Schulter 21/2 Bänder gerissen, so daß sie rechts den Arm nur in die
Waagerechte heben konnte. Dazu hatte sie Schmerzen in den Schultern. Diese
Muskeln sind ohne Funktion und die Bänder inoperabel. Ein plötzlicher Ruck an
der Leine unseres großen, kräftigen Hundes hatte die Risse der wohl vorher
maroden Bänder ausgelöst.
Für mich ein Wunder – nach drei Sitzungen konnte sie locker die Arme bis oben
hin bewegen. Zwar ist die Feinmotorik im mittleren Bereich noch behindert und
durch die lange fehlende Belastung fehlt die Kraft, aber immerhin. Das Wunder
kann ich mir nur so erklären, daß andere Muskeln durch eine schnelle Kräftigung
teilweise die ausgefallenen Funktionen übernahmen. Dies Konzept überzeugte mich,
und da bei mir infolge der Alterung die Muskelkraft erheblich nachgelassen
hatte, ich in allen drei Triathlondisziplinen deutlich langsamer geworden bin,
meldete ich mich schleunigst an. Hartes Training verträgt infolge der
nachlassenden Gewebetoleranz meine Orthopädie nicht mehr, ich hätte nur
Beschwerden, also lasse ich es lieber. Ich hoffte auf diesem Wege auch wieder
kräftiger zu werden. Bisher hatte ich um Fitness- und Bodybuildingstudios einen
weiten Bogen gemacht. In meinen Augen machte ich durch Laufen, Schwimmen und
Radfahren (Triathlon) schon genügend Sport.
Ich ließ mich nach einer Probestunde auf einen Jahresvertrag 2 mal in der Woche
ein, Kosten pro Woche 32,50€, einmal wöchentlich 19,90.-, also kein billiges
Vergnügen. Der Betrag wird automatisch abgebucht. Ausgefallene Sitzungen können
nachgeholt werden. Zum Ablauf: Das Training dauert nur 20 min. Dann stellt sich
die Uhr wie bei einem Spuk automatisch ab. Zuerst kauft man sich für das
Training einen Funktionswäscheanzug. Bis zu 4 Teilnehmern können in Frankfurt
unter Trainingsanleitung in einer Sitzung an 4 Plätzen teilnehmen. Man bekommt
von den Trainern eine angefeuchtete Neoprenjacke, einen Hüftgürtel, Klettbänder
um die Arme und Beine, eventuell noch um die Waden möglichst eng umgelegt und
festgezurrt und wird anschließend über mehrere Kabel mit dem Reizstrom
verbunden. Insgesamt dauert das Training und das An- und Entkleiden etwa eine
halbe Stunde Nach der ersten Sitzung wird für jeden eine persönliche Chipkarte
angefertigt.
Während der 4 sekündigen Reizströme bis zur Schmerzreizgrenze, je stärker der
Strom und die Anspannung, desto höher die Wirkung, werden unter Anleitung des
Trainers die verschiedensten Anspannübungen absolviert, ein Dagegenhalten gegen
den Strom. Um diesen besser zu vertragen, muß währendessen kräftig ausgeatmet
werden. Wie bei jedem Training gehört zur Anspannung die Pause und Erholung,
hier aber nur 4 Sekunden. Die Übungen können statisch, aber auch dynamisch sein.
Die Möglichkeiten sind je nach Einfällen des Trainers oder auch eigenen
Einfällen fast unbegrenzt. Ist der Strom zu schwach oder zu stark, kann man an
dem Knopf selbst drehen oder lässt dies den Trainer machen. Außerdem kann an
mehreren Knöpfen der Strom an verschiedenen Körperpartien eingestellt werden.
Unter Strom kann es ganz schön anstrengend sein, alleine schon die Arme,
eventuell sogar mit Gewichten zu heben. Hauptsächlich werden der Rücken, der
Bauch und der Schultergürtel trainiert. Die meisten Teilnehmer sind anschließend
wie nach einem langen, harten Training ziemlich erschöpft und haben anfangs
Muskelkater, ein gutes Zeichen eines Trainingaufbaues. Duschmöglichkeiten sind
vorhanden.
Meine Ehefrau verspürte neben der verbesserten Armbewegung einen gestärkten
Rücken, eine verbesserte Koordination und fast eine Schmerzfreiheit in den
Beinen. Sie kann wieder viel besser gehen. Das haben alle viel teureren
Klinikaufenthalte nicht geschafft. Ich selbst erlebte mich teils tagelang
ziemlich kaputt und erschöpft, sah mich zu weniger sonstigem Training in der
Lage, so daß ich nach ein paar Monaten nur noch einmal in der Woche trainierte,
was ich besser vertrug. Eine Umstellung des Vertrages ist ohne weiteres möglich.
Teilweise hatte ich keine Lust mehr und dachte an Aufhören. Da ich ja keine
körperlichen Gebrechen habe und halbwegs trainiert bin, sind die Wirkungen nicht
so schnell zu spüren. Ich mache das jetzt ein Dreivierteljahr. Aber
Langzeitwirkungen vermeine ich doch zu verspüren. Ich habe normal einen ziemlich
gebeugten Rücken. Dieser ist gestrafft und die Haltung verbessert. Außerdem
meine ich zu sehen, daß mein Schultergürtel deutlich gekräftigt ist und
zugenommen hat. Fasse ich unter Anspannung Oberarme und Brust an, haben sich
fast stahlharte Muskeln heraus gebildet. Am deutlichsten ist das am Muskulus
deltoideus, dem Dreiecksmuskel außen an der Schulter, zu sehen, der sich trotz
Schwimmtraining zurückgebildet hatte, und wieder kräftiger und sichtbarer
geworden ist.
Die Teilnehmer, die ich bisher gesprochen habe, äußern sich recht überzeugt und
sehen Fortschritte. Manche sagen, in anderen Fitnesstudios hätten sie lange
nicht so viel erreicht. Man fühlt sich einfach wohler in seinem Körper. Das hat
körperliche und seelische Folgen.
Geeignet erscheint mir diese Form des Trainings vor allem für jemanden, der
wenig Zeit hat, obwohl ich in unserer schnelllebigen Zeit für mehr Zeit und eine
Entschleunigung plädiere. Er kann eine knappe Stunde eventuell innerhalb der
Arbeitszeit oder in der Mittagspause einflechten. Beim Sportler werden kleine
Muskelgruppen trainiert, die sonst nie trainiert werden, die aber zur
Ausbalancierung und Koordination beitragen und dadurch auch die Leistung
steigern können. Vieles davon kann man natürlich auch in Gymnastik und
Ausgleichstraining erreichen, wozu aber oft die Lust fehlt (siehe bei mir).
Gegenüber einem Krafttraining oder einem anderen harten, sportspezifischen
Training werden die Gelenke, Sehnen, Bänder und Muskeln nicht so strapaziert und
weniger überfordert. Dieses Training ist also gelenkschonender. Insofern kann es
für jeden Sportler als Zusatztraining nützlich sein.
Jede Muskelbetätigung wird über einen Reizstrom vermittelt. Beim EMS erregt der
künstliche Strom den Muskel. Muskelaufbau vermehrt durch die stärkere
Durchblutung auch den Kalorienbedarf, der wiederum zum Fettabbau beiträgt.
Dadurch wird Fett in Muskel umgewandelt. Also eignet es sich auf die Dauer auch
zur Gewichtsabnahme. Die verbesserte Optik und Ästhetik kann auch zu einem
besseren Selbstwertgefühl und psychischem Wohlbefinden beitragen, wenn nicht
eine innere negative Welt- und Selbstsicht allzu sehr dagegen arbeiten.
Die Domäne sehe ich allerdings, vor allem nach den Erfahrungen mit meiner
Ehefrau, im Rehabilitationsbereich nach längeren körperlichen Inaktivitäten wie
nach Operationen, Inaktivitäten wegen Schmerzzuständen oder primären Nerven- und
Muskelerkrankungen, die vermehrt zum Muskelabbau beitragen, dem entgegen
gesteuert werden kann. Bei Schmerzkranken können die Stromimpulse
schmerzadaptiert feinfühlig gesteuert werden und somit die Schmerzen bessern,
ähnlich wie bei orthopädischen Beschwerden geringe Belastungen bei Sportlern
mehr als die komplette Stilllegung die Belastbarkeit fördern. Insofern könnte
die EMS gerade in Krankenhäusern, Reha-Kliniken oder als Zusatztherapie in der
Physiotherapie einen Siegeszug starten. Ebenfalls sehe ich eine Domäne bei
älteren Menschen, die ihrem Muskelabbau gelenkschonend entgegen wirken können,
wieder kräftiger und aktiver werden können, bei Altersgebrechen umso mehr.
Hebe ich die Vorteile hervor, muß ich als Ausdauersportler auch die Nachteile
erwähnen. Durch Ausdauerbewegung und Ausdauersport wird ja nicht nur der
sportspezifische Muskelaufbau und die Leistung gefördert, wichtiger sind wohl
noch die Stoffwechsel- und Herz-, Kreislaufeffekte, außerdem die psychischen
Effekte. Bewegung fördert den Kalorienverbrauch, verringert den Insulinbedarf,
so daß sogar Diabetiker allein durch Ausdauerbewegung ihre Krankheit mit allen
negativen Folgen bessern oder sogar heilen können. Das ist natürlich nicht im
Sinne des Profitinteresses der Pharmaindustrie und der Ärzteschaft. Durch zügige
Bewegung und Ausdauersport werden körpereigene Opiate gebildet, die Endorphine,
die die Stimmung anheben und leichter Abstand zu Alltagsproblemen finden lassen.
Bei einem gemeinsamen lockeren Lauf und unter der Dusche lässt es sich gut
unterhalten, Kontakte knüpfen und Freundschaften, aber auch Feindschaften
schließen.
Die geringe Zeitdauer beim EMS hat zur Folge, daß diese positiven Effekte
geringer sind. Trotz der guten, freundlichen Athmosphäre, den netten und
bemühten Trainern bleibt weniger Zeit zum Austausch. Das hängt natürlich auch
von den kommunikativen Fähigkeiten der jeweiligen Teilnehmer ab. Oft ist die
Belastung auch zu stark, so daß man ähnlich wie beim schnellen Laufen oder
Radfahren kaum miteinander sprechen kann. Weil das EMS meist in der Zeit
dazwischen geflochten wird, sind die Teilnehmer auch gleich verschwunden.
Sicherlich wollen das einige auch so.
Ähnlich wie ich das Laufen für die effektivste Sportart mit dem höchsten
Trainingseffekt in der kürzesten Zeiteinheit halte, das zu jeder Tages- und
Nachtzeit fast überall, sogar auf einer Stelle, möglich ist, allerdings mit
starken orthopädischen Belastungen verbunden, die erstmal vertragen werden
müssen, halte ich die Elektro-Muskel-Stimulation für die einfachste, schnellste
und effektivste Form des Muskelaufbautrainings mit einer Reihe positiver Folgen.
Man könnte meinen, das sei etwas für Faule, aber dazu ist es energisch betrieben
ganz schön anstrengend.
EMS–Fitnesstudios gibt es unter verschiedenen Namen in den meisten größeren
Städten, hier die Frankfurter Adresse:
Fast Forms GMBH elektronic fitnes
Habsburgerallee 34
60385 Frankfurt am Main
Filiale Oeder Weg 2 - 4
60318 Frankfurt am Main
Telefon: + 49 (69) – 15 02 89 14
Mobil: + 49 (177) – 634 08 12
Geschäftsführer: Kay Rathschlag, Johannes Schuster
E-Mail: k.rathschlag@fast-forms.de
Internet:
www.fast-forms.de