Weltexpress
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Reise, Europa
03. November 10 , 18:13
Auf
dem Motorrad durch das Departement Gard – Berge, Flusstäler, Esskastanien,
Weine, Kurven über Kurven und kulinarische Genüsse
Frankfurt am Main (Weltexpress) - Abseits der Hauptattraktionen des
Departements Le Gard, wie Pont du Gard, Nimes und Aigues-Mortes, gibt es noch
eine Menge zu sehen und zu erleben; eine herrliche mediterrane Landschaft,
Berge, tief eingeschnittene, canyonartige Flusstäler und Felsformationen über
grünem Wasser, Burgen, steinerne Gehöfte, Dörfer und Städte an den Flussläufen
und Bergabhängen, Esskastanien- und Pinienwälder und eine bunte Blumenwelt.
Kulinarische Köstlichkeiten sind Geflügel und Wild wie Kaninchen, Esskastanien
in verschiedener Form und als Wahrzeichen die süße Zwiebel.
Als Jochen Ehlers von Endurofuntours bei mir anfragte, ob ich Interesse an einer
weiteren Motorradpressereise, diesmal ins Departement Gard habe, sagte ich
sofort zu. Bisher war ich mit ihm zweimal im nördlich benachbarten Departement
Ardeche und in Korsika gewesen und hatte seine Organisation und lebhafte
Freundlichkeit zu schätzen gelernt. Er veranstaltet seine Pressereisen neben
Offroad- und Strassentouren in Zusammenarbeit mit den Fremdenverkehrbüros und
versteht es meisterhaft, Motorradfahren mit Kultur, Sehenswürdigkeiten und
Kulinarischem zu verbinden. Außerdem stellte er wegen der langen Anreise im
Herbst als weiteren Lockvogel einen Autoreiszug der DB in Aussicht. Die in
Anbetracht der Umstände des Streiks in Frankreich veränderte An- und Rückreise
habe ich im Bericht über die Kawasaki VN 900 dargestellt.
Wegen des Umwegs auf der Hinfahrt aus Alessandria in Italien traf ich statt vor
20 Uhr, der vereinbarten Treffzeit, erst gegen 22.30 im Hotel Magnanerie in
Montclus/Bernas ein. Alle hatten sich schon Sorgen gemacht. Mein anfänglicher
Mitfahrer, Erwin, war schon vor 20 Uhr eingetroffen. Als Folge hatte ich ein
vorzügliches Menü, wie ich hörte, und eine allgemeine Einführung in die
Geschichte, Kultur und Sehenswürdigkeiten des Departements Gard von Lysianne,
der Fremdenverkehrsbüroleiterin, versäumt.
Montclus liegt 19 km nordwestlich von Bagnols-sur-Cèze malerisch im Tal der Cèze
an der Gorges du Cèze (Schlucht der Cèze) in der Region Languedoc-Roussillon.
Die Gemeinde hat nur 155 Einwohner und ist um eine Burg aus dem 13. Jahrhundert,
ein historisches Denkmal, gruppiert. Über die Cèze führt eine uralte
Steinbrücke. Neben dem Fremdenverkehr leben die Einwohner von Weinbau, Anbau und
Destillation von Lavendel und der Zucht von Hausschafen. Bernas liegt über der
Cèze, ein kleiner malerischer, steinerner Weiler, gegenüber den
Hugenottengrotten, davor das Hotel, eine umgebaute alte Seidenspinnerei mit
einem malerischen Innenhof und wunderbarem Blick über die Cèze. Die Cèze liegt
zwischen den bekannteren Flusstälern der Ardèche und des Gardon und ist bei
Kanufahrern ein bekanntes Wasserwandergebiet.
Nach einem reichhaltigen Frühstücksbuffet begaben wir uns – wir, das sind Jochen
auf einer Kawasaki Versys mit seiner Freundin Birgit als Auspuffmieze, Fred aus
Berlin (www.motorrad-tourer.com) auf einer verkleideten BMW LT, Erwin aus
Augsburg auf einer BMW GS und Philipp aus Marseille auf einer 600er Kawasaki)-
auf unsere erste Tagestour. Zunächst machten wir Halt am Château de PORTES –
einer imposanten Burganlage. Das Festungsschloss liegt am höchsten Punkt einer
Passstraße bei Portes, war somit der Wachposten für den Verkehr nach ST. GILLES
(Camargue) und auf die „Voie Regordane“ und wurde im Mittelalter von Pilgern ins
heilige Land genutzt. Das Festungsschloss ist ein sehr origineller Bau aus
verschiedenen Bauepochen des 11., 14. und 16. Jahrhunderts mit einer spitz
zulaufenden Wehrmauer in Form eines Schiffsbugs, der die Burg seinen Spitznamen
„Schiff der Cevennen“ verdankt. Die Burg ist ein historisches Monument in der
Liste des französischen Kulturministeriums. Seit 30 Jahren wird sie dank der
zahlreichen Renovierungskurse aktiv renoviert.
Unser nächste Anlaufpunkt war die Rennstrecke POLE MECANIQUE ALES CEVENNES. Wir
erhielten eine Einführung vom Direktor Laurent Corric. Sie besteht seit etwa 10
Jahren und wurde von der Stadt Alès und der EU finanziert. Die Miete für einen
halben Tag kostet etwa 700€, plus Kosten für den Rennarzt, für einen ganzen Tag
über 1200€. Sie wird von Motorrad- und Rennclubs und Herstellern, die dort ihre
neuesten Modelle ausprobieren lassen, und natürlich privat angemietet. Die
Rennstrecke ist mit einer 2,5 Kilometer langen Piste, griffigem Belag, mal
kniffligen, mal schnellen Passagen ausgestattet, bietet ein hohes
Sicherheitsniveau und ist außerdem vom Tower aus noch gut überschaubar.
Faszinierend war es, den Rennmaschinen zuzuschauen. Es gibt einen Circuit für
Motorräder und Autos, einen Crosskurs durch den Wald und einen Gocart-Kurs. Es
fehlt auch nicht an einer modernen Infrastruktur, und somit ist die Strecke für
Renntrainings einfach ideal. Wir liessen es uns nicht nehmen, eine oder mehrere
Runden zu drehen, wobei ich mit meinem schweren Cruiser natürlich
ausschliesslich überholt wurde. Zum Lohn bekamen wir ein leckeres Büffet und
führten nebenbei Benzingespräche. Vor der Tür konnten wir ein Cross-E-Bike
ausprobieren.
Unser nächstes Ziel war die Mine Temoin d’Ales, ein Museum, das eine
atemberaubende Retrospektive auf die Geschichte der Kohle vom Anfang bis zur
heutigen Zeit bietet, der „Gueules Noires“, im unterirdischen Stollen in
Animationen simuliert. Das heutige Museum wurde bis zur Schliessung auch zur
Schulung genutzt. Von einem Förderturm führen wir zwar nur in 5 m Tiefe, dort
wurden aber die Abläufe in 500 m Tiefe simuliert. Wir sahen die früher benutzten
Minenpferde, die dort 4-5 Jahre arbeiten mussten und unter Tageslicht
erblindeten, die Förderbänder und Loren, wurden aufgeklärt über die entstehenden
Gase, die Explosionsgefahr, deren Verhütungsversuche und die Gefahr von
Wassereinbrüchen. Die Besichtigung dieses Museums war für uns ein wirklich
interessantes Erlebnis.
Nach diesem ereignisreichen Tag, einer abwechslungsreichen Landschaft und Kurven
über Kurven waren wir froh in der Abenddämmerung unser Etappenziel, das Hôtel
Restaurant LES BRUYERES in VALLERAUGUE zu erreichen. Wir führen in eine Garage
ein, die auch als Schreinerei genutzt wurde. So einfach das Hotel von aussen
wirkte, das Menü und die Zimmer waren hervorragend.
Am nächsten Morgen nach einem reichhaltigen Frühstückbuffet erkundeten wir
erstmal diesen romantischen, zwischen den Bergen gelegenen Ort, der Fluss, die
Kirche, Steinhäuser und Obststände, machten Photos und erlebten eine böse
Überraschung. Die BMW von Fred sprang nicht an und ihm blieb nichts anderes
übrig als die Dienste des ADAC in Anspruch zu nehmen. Für ihn war die Tour
beendet. Er fuhr mit dem Zug heim und sein Motorrad sollte transportiert werden.
Dezimiert machten wir uns zum Mont Aigual auf, dem höchsten Berg der südlichen
Cevennen, durchfuhren die Klimazonen, bis uns oben am Observatorium ein
orkanartiger Wind, etwas Eisregen und sturmzerzauste und tief bereifte, niedrige
Föhren erwarteten. Das „Observartoire“ ist die letzte Gebirgswetterwarte
Frankreichs, hoch über einem dichten Staatswald mit zahlreichen Baumarten.
Ausserhalb der Alpen soll es der kälteste Ort Südfrankreichs sein. Drinnen
konnten wir auf 500m2 Ausstellungsfläche in Schaubildern die Landschaft im
Winter und Sommer, herrliche Sonnenuntergänge und die Blumenpracht bewundern,
aber nur auf Bildern. Draussen war es ungemütlich, und die Sicht war mässig.
Weiterhin konnten wir die von Norden ankommenden Luftströmungen im Schaubild
sehen, die keine gute Wetterprognose zuliessen. Wir hatten uns auch nur hinauf
begeben, falls es keine Nebelfahrt würde. Bei guter Sicht soll man ein Viertel
von Frankreich sehen.
Wieder unten angekommen fuhren wir wiederum hoch über ein karstes Kalkplateau
zum CIRQUE DE NAVACELLE, einem riesiger Trichter, der durch das Flüsschen Vis im
Kalkplateau von Blandas entstanden ist. Die Lage des Dorfes, 300 m tief, mit
seiner Grube, verlassenen Schleife und seinem Wasserfall macht diese Stelle
wirklich zu einem einzigartigen, idyllischen Ort. Bis auf die südlichere
Landschaft erinnerte mich diese Flussschleife an die Saarschleife. In Le Vigan
trafen wir unterwegs auf einer Cafépause zufällig Fred, war das ein Hallo, und
konnten die neuesten Entwicklungen seiner Rückreise erfahren. Der Nachmittag
gestaltete sich entgegen den Flussläufen als eine ununterbrochene
Serpentinenfahrt kurvenreich bergauf und bergab auf kleinsten Strässchen mit
herrlichen Blicken auf die teilweise im Dunstnebel gelegenen Gebirgsketten. Das
wirkte manchmal gespenstig, für meinen Cruiser nicht das ideale Gelände. Aber an
den Abzweigungen warteten die Anderen geduldig, ich hoffe nicht allzu lang.
Diesmal vor der Abenddämmerung erreichten wir als unseren nächsten
Übernachtungsort das Hotel Restaurant LA PORTE DES CEVENNES, oberhalb von Anduze
gelegen. Wiederum genossen wir ein köstliches Menü mit köstlichen Weinen der
Region.
Am nächsten Morgen des dritten Tages fuhren wir den Gardon flussabwärts entlang
auf teilweise neuen Strassen. Dabei konnte ich es auch mal richtig rollen
lassen. Bald gelangten wir nach Vezenobres, einem der spektakulärsten hoch
gelegenen Dörfer Südfrankreichs. Der Ort überragt die Garrigue-Landschaft und
die weite Ebene, wo die Flüsschen Ales und Anduze zusammentreffen, und gewährt
an der Orientierungstafel einen herrlichen Panoramablick. Eine Vielfalt von
osmanischen Häusern und das Tor „Porte Sabran“ aus dem 13. Jahrhundert, Passagen
mit herrlichen Gewölben und alte enge Gässchen waren zu bewundern. Wir machten
ununterbrochen Photos mit und ohne Motorrädern.
Unser nächstes Ziel war der freistehende und imposante "MON BOUQUET", 629 m hoch
gelegen, der normalerweise von vielen Paraglidern benutzt wird. Diese waren aber
wegen des starken Windes und bedeckten Himmels nicht zu sehen. Von hier oben
hatten wir einen herrlichen Rundblick über die Weiten des GARD bis zu den Alpen
und konnten im Süden das Mittelmeer glänzen sehen.
Am Nachmittag nach einer längeren Kaffeepause in einem malerischen Restaurant
gelangten wir zu unserem nächsten Ziel, dem Weingut Domaine de la Remejeanne bei
Sabran. Das Besitzerehepaar führte uns durch ihre Weinkeller in deutscher
Sprache und liess uns in ihrer stilvollen Probierstube ihren hervorragenden,
biologisch angebauten Wein kosten, natürlich wegen des Motorradfahrens nur in
geringen Mengen.
Auf dem Wag zu unserem Ausgangshotel in Montclus/Bernas fuhren wir über La
Roque-s-Cèze an der Cèze entlang, machten einen Abstecher nach GOUDARGUES, dem "
Kleinen Venedig ". Der Charme des Ortes wird durch seine Restaurantzeile
geprägt, die beidseitig vom zentralen Flüsschens im Schatten von mächtigen
Bäumen liegt. Vor dem Abendessen blieb uns noch genügend Zeit, auf der uralten
Steinbrücke von Montclus Motorradphotos zu machen und auf der Terrasse des
Hotels mit Blick auf die Cèzeschluchten und die weite Landschaft einen Anis zu
geniessen. Leider waren die Photos wegen des bedeckten Himmels nicht so farbig.
Bei einem Menü und Wein und am Morgen bei einem reichhaltigen Frühstücksbuffet
feierten wir genüsslich Abschied.
Ein Video auf Youtube von Fred:
http://www.youtube.com/watch?v=vSYnmVXG_0Y
Hier ein Link zu meiner Bilderauswahl:
Gardbilder
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Infos:
www.endurofuntours.com
info@endurofuntours.com T :
0049 4825 - 1695,
Lysianne Boissy d’Anglas: www.gard-tourismus.com
DB AutoZug GmbH
Königswall 21, 44137 Dortmund,Tel. +49 231 729-3330, Fax 729-3333, www.bahn.de/autozug
www.bahn.de/citynightline-
Eine von vielen möglichen Strecken ist Neu Isenburg nach Narbonne.
Hôtel LA MAGNANERIE DE BERNAS Hameau de Bernas 30630 MONTCLUS Tel 04.66.82.37.36
www.magnanerie-de-bernas.com
www.tourisme-ceze-ardeche.com
www.chateau-portes.org
POLE MECANIQUE ALES CEVENNES, Vallon de Fontanes, 30520 St.Martin de Valgalgues,
Tel 04 66 30 81 33, http://www.pole-mecanique.com>
Mine Temoin d’Alès, Chemin de la Cité Sainte Marie - Rochebelle 30100 Alès
www.mine-temoin.fr
Hôtel Restaurant LES BRUYERES Rue André Chamson 30570 VALLERAUGUE Tel
04.67.82.20.06 LOGIS DE FRANCE
http://www.logis-de-france-gard.com/en/logis/35-les_bruyaeres.htm
Mont Aigoual www.aigoual.fr
Hotel Restaurant LA PORTE DES CEVENNES 2300 route de Saint Jean du Gard 30140
ANDUZE LOGIS DE FRANCE Tel 04.66.61.99.44 www.porte-cevennes.com
Weingut Domaine de la Remejeanne http://www.laremejeanne.com
Von Bernd Holstiege
1 Kommentar Seite 1 von 1
KaDe schrieb am 03.11.2010 22:16
Sehr lebendig und persönlich geschrieben, so daß ich auch einmal Lust hätte,
mich mit "Auspuffmieze" auf die weinseelige Tour zu begeben. Merci!