Weltexpress
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10. Januar 11 , 18:49
Ein Extrem-Sport feiert Geburtstag - DUV-Jubiläums- und Freundschafts-Lauf in Rodenbach
Frankfurt am Main (Weltexpress) -Vor 25 Jahren am 29.12.85 wurde die DUV (Deutsche- Ultramarathon-Vereinigung), eine Vereinigung von Langstreckenläufern, denen der Marathon noch nicht genügt, von 22 Ultramarathonläufern in Rodenbach gegründet. Da ich damals in der 100km-Szene einen Namen hatte und nicht weit von Rodenbach wohne, wurde ich von Harry Arndt, dem Motor und 1. Präsidenten, als Gründungsmitglied hinzugezogen und jetzt zum Jubiläum eingeladen.
Alle Anwesenden waren persönlich eingeladen, und etwa 50 Teilnehmer nahmen zwischen 5 und 25 km am Gedächtnislauf in Rodenbach teil. In einer Broschüre wurde jeder kurz umrissen mit seinen Leistungen vorgestellt. Die Anwesenheitsliste liest sich wie ein „Who is Who“ des deutschen Ultralangstreckenlaufs. Einige sind die Ikonen und Wegbereiter des Ultramarathonlaufs wie der heute 84 jährige Werner Sonntag, Buchautor wie das Legendäre „Irgendwann musst Du nach Biel…“ und noch heute ältester Spartathlonfinisher, weiterhin Horst Preisler, der inzwischen in 37 Jahren neben Ultraläufen wie dem Spartathlon über 1700 Marathons absolviert, dabei den Weltrekord hält, dieses Jahr mit 75 Jahren allein 48, und im Training und Wettkampf 5 mal die Erde umrundet hat. Anwesend war auch Helmut Urbach, für alle früher das legendäre 100km-Urgestein - er soll vor dem Start noch ein Schnitzel verzehrt haben - vielfacher 100km-Weltrekordler, 7 mal Sieger in Biel und insgesamt 26 100km-Läufe gewonnen, außerdem Ingo Schulze, der Organisator von 2 Trans-Europa-Läufen und 6 Deutschland-Läufen, und eine Reihe jüngerer Ultraläufer, aktueller Meister und Teilnehmer, die sich verdient gemacht haben. Jochen Heringhaus war während des Laufes der Sprecher, mir vor allem vom Triple (Dreifacher Ironman) in Lensahn und Frankfurt-Marathon wohlbekannt. Harry Arndt hält mit 6.49 Stunden noch heute den deutschen Rekord in der AK45, erreicht mit 49 Jahren, und hat selbst Strecken bis zu 24-Stunden-Läufen absolviert. Noch mehr tritt er als Veranstalter und Organisator hervor.
Klassiker und legendär sind seit den 70er Jahren die 100km in Biel mit teilweise 4000 Startern, Läufern und Wanderern innerhalb des Zeitlimits von 24 Stunden, der Spartathlon, 246 km bergauf und bergab von Athen nach Sparta, nach Herodots Beschreibungen der Route des Boten Pheidippides folgend, und der Marathon des Sables, einem Wüstenetappenlauf in Marokko über 6 Tage und ca. 230 km, bei dem jeder Teilnehmer sich selbst versorgen und sein Gepäck tragen muss.
Nach dem Jubiläums-Lauf schilderte Harri Arndt den Werdegang der DUV von den Anfängen bis heute, 1984 die erste inoffizielle (DUV-)Meisterschaft und nach der Anerkennung durch den DLV 1987 die ersten offiziellen deutschen Meisterschaften mit Seniorenmeisterschaften, beides in Rodenbach. Dank des unermütlichen Einsatzes von Harry Arndt wurde die offizielle Anerkennung schnell erreicht. Das offizielle Meisterschaftsprogramm wurde im Laufe der Jahre auf 24-Stundenläufe und Landschafts- und Crossläufe ausgedehnt. Ausserdem werden 6-, 12- Stunden-Läufe und sogar 6-Tage-Läufe organisiert. Um den Massen der Marathonläufer den Ultralanglauf schmackhaft zu machen, wurden auch in 50-km-Läufen Meisterschaften eingeführt.
In einer Feier wurden die Verdientesten mit Urkunden und einem Pokal geehrt und ein Gruppenphoto gemacht. Von mir sagte Harry Arndt, ich sei dem Ultramarathon untreu geworden und habe mich dem Triathlon, Ironman, Doppel- und Dreifachironman zugewandt, für ihn unvorstellbare Strecken, für mich vielseitiger und orthopädisch besser verkraftbar. Jedem das Seine, für Nichtausdauersportler etwas für Leistungs- und Quälsüchtige.
Bernd Holstiege
Laufticker.de
Jubiläumslauf 25 Jahre DUV
[eingestellt am 30. Dezember 2010]
Von: Gabi Gründling
Fotos: Gabi & Peter Gründling
Horst Preisler und Bernd Holstiege waren auch schon bei der
Gründung an Bord
Ultralaufen ist Silber
Hanau/Rodenbach, 29. Dezember 2010 – Ein Vierteljahrhundert ist es her, da saßen
22 Pioniere des Ultramarathonsports in Deutschland in Hanau-Rodenbach im
Wohnzimmer von Harry und Sigrid Arndt und arbeiteten einen ganzen Tag lang an
der Gründung und Satzung der Deutschen Ultramarathonvereinigung (DUV e.V.). Zum
Laufen blieb damals keine Zeit, auch wenn der Rodenbacher Wald schneefrei war.
Zum Silberjubiläum der DUV ließ es sich ihr Ehrenpräsident Harry Arndt, der
Motor der damaligen Bewegung und lange Jahre auch Motor der DUV, nicht nehmen,
einen 25 km-Lauf zu organisieren. Für jedes Jährchen DUV ein Kilometer – für
Ultras sicher zumutbar. Neun der 22 Mitglieder der ersten Stunde sind heute noch
Mitglied der DUV und nicht weniger als acht gaben sich an diesem Tag die Ehre
eines Stelldicheins in Mittelhessen. Dr. Karl Lennartz, der erste Präsident,
hatte auch zugesagt, kam dann aber wahrscheinlich aufgrund der
Straßenverhältnisse doch nicht angereist. Die Wetterfrösche hatten zudem neue
Schneefälle und Eisregen prophezeit, beides blieb glücklichweise aus. Allerdings
lag Rodenbach natürlich, wie der Rest von Deutschland auch, unter einer dicken
geschlossenen Schneedecke.
Die amtlich vermessene 5 km-Runde, die zur Feier des Tages bis zu fünf Mal
gelaufen werden sollte, mußte morgens noch kurzerhand stückweise umgelegt
werden, da das integrierte Wendepunktstück spiegelglatt und nicht belaufbar war.
Aber wer schon mal im Rodenbacher Wald gelaufen ist (sei es anläßlich der vielen
Rodenbacher Ultramarathons, des schnellen 10ers der TGS Niederrodenbach oder der
ersten Etappe des Brüder-Grimm-Laufs), weiß, daß das einen Harry Arndt nicht nur
nicht erschüttern kann sondern auch nicht muß. Kreuzungen, an denen man
Wendepunktstücke einbauen kann, sind zahlreich vorhanden und so geschah “es”
dann einfach an anderer Stelle.
Eigentlich sollte es ja nur ein Freundschaftslauf ohne Zeitnahme werden, aber
Harry Arndt wäre nicht Harry Arndt, wenn er nicht doch eine professionelle
Zeitnahme und Rundenzählung organisiert, Ergebnisliste und Urkunden gedruckt
hätte. Der SSC Hanau-Rodenbach war mit zahlreichen Helfern im Waldstadion und
entlang der Strecke umtriebig – und das alles für 47 Läufer, die nur zum Spaß
eine bis fünf Runden drehen, die DUV feiern und Spaß haben wollten.
Daß Ultralaufen Familiensache ist, zeigte auch hier wieder das Teilnehmerfeld.
Nicht weniger als acht Paare waren auf und an der Strecke unterwegs und
DUV-Sportwart Wolfgang Olbrich hatte seine drei Kinder mitgebracht, die mit 15
(Alina und Fabienne) bzw. 20 (Leon) absolvierten Kilometern ihr Gesellen- wenn
nicht gar Meisterstück ablieferten.
Von den acht anwesenden Gründungsmitgliedern schnürten immerhin fünf selbst ihre
Laufschuhe. Wobei böse Zungen behaupteten, die von Harry Arndt wären so alt wie
die DUV selbst. Er selbst, der bis heute den deutschen 100 km-Rekord in der M45
hält (6:49:17 h, aufgestellt 1983 in Genf) lief 5 km – weil er anschließend
erstmal nach Hause verschwand, um den nachmittäglichen Ehrungsmarathon
vorzubereiten.
Franziska Gaebell lief ebenfalls eine Runde und übernahm dann mit ihrem Mann
Heiner das Zepter in der Küche der Vereinsgaststätte des Rodenbacher
Fußballvereins, der der DUV für diesen Tag seine Räume überlassen hatte.
Werner Sonntag, erster Pressewart der DUV, ging zwei Runden, der 84jährige ist
nicht mehr so gut zu Fuß, wie er es selbst sich wünschen würde. Aber wie viele
Mittachziger schaffen noch 10 km auf geschlossener Schneedecke?
Horst Preisler, 75jähriger Marathon-Sammelkönig, der zur Zeit 1.715 Mal Marathon
oder weiter gelaufen ist, ließ es bei 15 km bewenden.
Bernd Holstiege hat sich in den letzten Jahren verstärkt dem Triathlon
zugewandt. Der Ultraläufer, der 2011 seinen 70. Geburtstag feiert, ist
inzwischen auch Ultra-Triathlet, der schon die dreifache Ironman-Distanz
schaffte. Allerdings mußte er bei solchen Wettkämpfen auch schon zwei Mal
aufgeben – ausgerechnet, weil er am Ende mit der Lauferei nicht zurecht kam. Der
Frankfurter nahm vier Jubiläumsrunden in Angriff.
Daß die Gründer seinerzeit keine Heißsporne waren sondern mit Sicherheit wußten,
was sie taten und wollten, fasste Martin Rudolph übrigens mit dem Satz zusammen
“Die meisten waren damals schon älter als ich heute” – und Martin ist immerhin
auch schon 48.
DUV-Ehrenmitglied Helmut Urbach, 7facher Biel-Sieger, der mit seiner 100
km-Bestzeit von 6:41:12 h (gelaufen 1974 in Turin) noch heute auf Platz 8 der
deutschen ewigen Bestenliste zu finden ist, lief gemeinsam mit seiner Frau
Ingeborg zwei Runden, bevor er sich Erbsensuppe und Kuchentheke zuwandte.
Wie Urbach ist auch Ingo Schulze Ehrenmitglied in der DUV. Der 62jährige ist
seinen letzten Ultra 2008 gelaufen. Allerdings ist er in der Ultralaufszene
inzwischen als Veranstalter bekannt wie ein bunter Hund. Deutschlandlauf –
Transeuropalauf – Spreelauf – Horb nach Berlin… all’ das geht auf Ingos Konto.
Und wenn er dann noch ein bißchen Zeit hat, veranstaltet er auch mal einen 10er
in seiner Heimat Horb am Neckar oder hilft Freunden aus der Ultralaufszene bei
der Durchführung ihrer Veranstaltungen. In der DUV ist er seit Jahren als
Kassenprüfer tätig.
Der 29. Dezember war auch das DUV-Eintrittsdatum von Carmen Hildebrand.
Allerdings nicht 1985 sondern “erst” 1997. Als Mitglied des SSC Hanau-Rodenbach
konnte sie ja quasi gar nicht anders, als gleich zu Beginn ihrer erfolgreichen
Ultralaufkarriere auch DUV-Mitglied zu werden. Zusammen mit Maya Lukas und Petra
Marton drehte die inzwischen in der Schweiz lebende 41jährige in ihrer alten
Heimat fünf Runden.
Aus dem aktuellen DUV-Präsidium waren außer mir noch Sportwart Wolfgang Olbrich
und Präsident Stefan Hinze auf der Strecke. Stefan war auch der schnellste der
Spaßläufer, die 25 km lief er exakt im 5er Schnitt.
Obwohl das Jubiläum “zwischen den Jahren” stattfand, so war dieser Mittwoch doch
für viele ein ganz normaler Arbeitstag, was sicher so manchen Teilnehmer
gekostet haben mag.
Nach dem Lauf trafen sich alle in der Fußballergaststätte zum gemütlichen
Beisammensein. Harry Arndt ließ es sich nicht nehmen, nach einem
Schnelldurchlauf durch die Geschichte der DUV noch jeden Teilnehmer einzeln nach
vorne zu rufen, auf Bestzeiten und Schandtaten hinzuweisen und so manchen Lacher
hervorzurufen – auch durch die Kommunikation mit seiner Frau Sigrid, ohne die
nicht nur dieser Tag nicht so hätte stattfinden können, wie er es tat.
Gegen 19 Uhr ging ein schöner Jubiläumstag zuende. Nicht nur DUV-Präsident
Stefan Hinze freute sich schon auf den 30. Jahrestag der DUV-Gründung und auf
ein neues Stelldichein im Rodenbacher Wald.
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