19. April 14 , 12:07
Kategorie: Leib & Seele
Als spirituell und esoterisch angehauchter Mensch hatte sie schon neben der
Psychotherapie alles mögliche probiert, Familienaufstellung mit meiner Ansicht
nach wertvollen Erfahrungen, sie hatte Bäume umarmt, um sich sozusagen zu
erden, und Klopftechnik ausgeübt, um ihren eigenen Körper anzunehmen. Sie
hatte nämlich ein tief eingegrabenes schlechtes Körperbild.
Diesmal hatte sie in Google eingegeben " Seelen Verstorbener ins Licht führen"
und einen Geistheiler aufgesucht, der ihr gleich erklärte, er habe sich schon
vorher gedacht, die Großmutter sei anwesend. Die Großmutter sage ihr, die
Verantwortung liege nicht bei ihr, sondern bei der Mutter. Sie hatte sich
vorher ständig am Leid ihrer Mutter schuldig gefühlt. Jetzt sei sie nicht mehr
verantwortlich, und das sei kolossal entlastend. Wenn sie nicht getan habe,
was die Mutter wollte, habe diese sich abgewendet, sie links liegen gelassen.
Das sei sehr schwer für sie gewesen. Ihr sei schon vorher die
transgenerationelle Perspektive klar gewesen, dank der Psychotherapie und den
Familienaufstellungen, aber das noch einmal richtig gesagt zu bekommen, hatte
eine befreiende Wirkung.
Mir geht es darum, ich bin kein Esoteriker, die transgenerationelle
Perspektive aufzuzeigen, die der Geistheiler gleich erkannt hatte. Die
Urgroßmutter hatte sich selbst und ihre entwerteten Anteile auf die Großmutter
projiziert, diese auf die Mutter und die Mutter auf die Tochter. Die Tochter
hatte sich mit den Augen ihrer Mutter gesehen. Als Ausgleich und um der Mutter
das Gegenteil zu beweisen, hatte sie sich lebenslang angestrengt, sich beliebt
und allen Menschen es recht zu machen. Sie half überall, wo sie nur konnte,
und sei dabei regelrecht ausgebrannt. Sie sei immer der Mama nach gelaufen"
Mama, hab mich doch lieb", und davon wollen sie sich selbstständig machen und
distanzieren. Gleichzeitig sei sie jedoch immer trotzig gewesen und habe oft
an Selbstmord gedacht.
Die Mutter habe ihr ihre Sorgen erzählt und gesagt „wenn ich dich nicht
hätte…“. In den verkehrten Rollen war sie die Mutter und die Mutter die
Tochter - eine Parentifizierung. Sie war eine gute Schülerin und hatte ein
Studium weit entfernt absolviert und weit entfernt gearbeitet. Ihre Mutter im
Stich zu lassen, hatte ihr dauernd Schuldgefühle bereitet. Bis zu seinem
Schlaganfall hatte sie noch ein halbwegs vertrauensvolles Verhältnis zum
Vater, war nachher 10 Jahre lang zur Mithilfe bei der Versorgung hinzugezogen
worden. Insofern wollte sie immer auf eigenen Füßen stehen, sich nicht von
einem Mann abhängig fühlen und hatte nie geheiratet. Bei dem Tod der Mutter
sei für sie eine Welt zusammengebrochen, d.h. sie könne nie mehr die
Anerkennung ihrer Mutter erreichen. Insofern hatte die Mutter ihr eine gewisse
Sicherheit gegeben, die eigentlich nicht da war. Und das sei ihr bewusst
geworden. Sie hatte die Erfahrung gemacht, wenn sie nichts erwarte, bekomme
sie etwas, und wenn sie erwarte, kriege sie nichts.