Psychotraumatisierung und virtuelle Welt in unserem heutigen Alltag  - vor und nach New York

 Wie kann der menschliche Geist, ein nicht körperliches Wesen, wie ein Körper oder Gegenstand verletzt werden?  (Serie, Teil 1/4)

 Alle Welt spricht davon, welche Traumata der 11.9. in New York und in der Welt hinterlassen hat, als Weltschmerz körperlicher, geistiger, seelischer Art sozusagen. Aber jegliche schwere körperliche Verletzungen, schwere Unfälle, Verletzungen durch Naturkatastrophen, Folterungen, Mißhandlungen und damit verbundene Schmerzen bewirken zugleich eine tiefgehende Verletzung des Geistes und der Seele. Dies wird als Psychotraumatisierung bezeichnet. Der Körper mag schon lange verheilt sein, aber die Wunde der Seele bleibt bestehen. Im traumatisierten Zustand ist die Verletzung der Psyche und des Geistes die wesentlichste und folgenreichste Verletzung.

Jeder Mensch richtet seine Wahrnehmung und Erwartungen nach seinen Erfahrungen. Gute Erfahrungen schaffen Hoffnung, schlechte das Gegenteil. Die Traumatisierung gräbt sich jedoch so stark in den menschlichen Geist ein, daß nur noch sie alleine die Wahrnehmung und Erwartungen bestimmt, andere Dinge nicht oder kaum noch wahrgenommen werden können. Dadurch geht das Differenzierungsvermögen verloren. Es wird überhaupt nicht mehr wahrgenommen, daß neue Ereignisse in anderen Zeiten und unter anderen Umständen stattfinden.

Die Vergangenheit bestimmt also übermäßig Gegenwart und Zukunft. Dadurch werden ein fortdauernder Zustand der Traumatisierung und eine virtuelle Welt geschaffen, die für den Traumatisierten infolge des Verlustes des Differenzierungsvermögens seine persönliche reale Welt darstellt. In dieser virtuellen Welt ist der Traumatisierte vor allem auf die Verhinderung der erlebten schlimmen Erfahrungen ausgerichtet, je schlimmer diese, umso dringlicher müssen sie verhindert werden. Es ergibt sich eine Herrschaft der Mechanismen und Automatismen, die sozusagen ein Eigenleben entfalten. Die Etablierung dieser Welt im Alltag bedeutet die eigentliche Tragik der Psychotraumatisierung.

Da Geist und Körper eine Einheit bilden, kann die seelische Verletzung wiederum zu körperlichen Folgen führen bzw. sie ist von diesen begleitet. Die seelische Verletzung wird durch den krankmachenden Effekt auch als Kränkung bezeichnet. Die Psychotraumatisierung  ist jedoch nicht allein ein seelisch-geistiger Vorgang, sondern über die Einprägungen in den Nervenzellen und den Verlust von Nervenverästelungen und -verbindungen und die biochemischen Veränderungen ein körperlicher Vorgang. Sie verändert die Hirnstruktur.

Inwieweit diese virtuelle Welt zur realen, körperlich gespürten Welt wird, läßt sich sehr gut am Phantomschmerz nachvollziehen. Die körperliche Verletzung und der Verlust eines oder mehrerer Körperglieder werden  paradoxerweise als tatsächlicher körperlicher Schmerz an einem doch verlorenen und nicht mehr vorhandenen Glied erlebt. Der Verlust des Körpergliedes schmerzt seelisch, wird jedoch als körperlicher Schmerz erlebt, der stellvertretend den seelischen Schmerz repräsentiert. Den Hintergrund bildet, daß es den menschlichen Geist und das etabliertes Weltbild des Betroffenen überfordert, den Verlust zu akzeptieren, sich mit dem neuen Zustand zu arrangieren und ohne dieses Glied schmerzfrei weiter leben zu können.

Da der Phantomschmerz nicht alle, die den Verlust von Körpergliedern erleiden, in gleicher Weise betrifft, manche werden recht gut mit dem Verlust fertig, setzt er eine Vulnerabilität im vorhandenen Weltbild voraus, in dem als Abwehr früherer, anderer Verletzungen ein Gegen- und Größenbild von Unversehrtheit und Unverletzlichkeit vorhanden ist und jegliche Verletzungen eine Psychotraumatisierung bedeuten. Der virtuelle Schmerz hat wie erwähnt auf der Ebene der Nervenzellen und biochemischen Veränderungen seine körperlichen Voraussetzungen, ist insofern auch ein körperlicher Schmerz.

Aus dieser Perspektive können viele, nicht körperlich begründbare Schmerzen Phantomschmerzen sein, die stellvertretend eine seelische psychotraumatische Verletzung repräsentieren. So können u. a. Tinnitus und Hörsturz, Rücken-, Kopf-,  Bauch- und Gelenkschmerzen eine im Inneren vorhandene Verletzung und Kränkung versinnbildlichen, die sich aus früheren Erfahrungen und dadurch der Bewertung der gegenwärtigen und zukünftigen Situation ergeben und sozusagen als Phantom in späteren Situationen auftauchen. Sie stellen sich auf seelischer und körperlicher Ebene schmerzlich dar. Schließlich reagieren nicht alle in gleicher Weise auf dieselben oder ähnliche Belastungen bei Kränkungen und Schmerzen. Manche Nichttraumatisierte können dann, wenn ein Trauma eintritt, sogar körperliche Verluste seelisch schmerzfrei überstehen, sich auf die neue Situation einstellen und das Beste daraus machen.

Weiterhin zeigt sich, wie sehr durch das Trauma die persönliche und kollektive Willensfreiheit und Selbstbestimmung beeinträchtigt, ja sogar unterbunden ist. Das ursprüngliche Opfer wird durch die Folgemechanismen zum Täter für sich selbst und oft genug für andere, da im zwischenmenschlichen Kontext andere, eventuell vorher Nichttraumatisierte einbezogen werden und dadurch ebenfalls traumatisiert werden können. Ein Beispiel für eine extreme Traumatisierung ist der Bestseller und Thriller „Bibelverschwörung“ von Julia Navarro. Darin schlagen die bisherigen „Opfer“ zurück, indem sie die damaligen Aggressoren und Traumaverursacher nach 50 Jahren verfolgen. Aus den früheren Aggressoren werden also jetzt Opfer und aus den damaligen Opfern heute Aggressoren – und der Leser folgt ihnen, weil sie Gerechtigkeit herstellen wollen: Aug um Aug, Zahn um Zahn. Die Konzepte der Psychotraumatisierung als Krankheitsrisiko sind noch eine relativ neue wissenschaftliche Erkenntnis und demzufolge sind auch die Therapiemethoden noch unausgereift.

Erste Berichte über Erkenntnisse des Traumas und seiner geistig-seelischen und körperlichen Folgen sind als wissenschaftlich anerkannte Forschungsergebnisse von KZ-Überlebenden und norwegischen Kriegsgefangenen bekannt. Beide Gruppen waren nach ihrer Befreiung zuerst erleichtert, wurden als Helden gefeiert, bis sich nach und nach die Folgesymptome herausstellten. Die norwegischen Gefangenen führten ihre Beschwerden auf ihre Gefangenschaft und die grausamen Erlebnisse wie Folterungen bis zu Scheinexekutionen zurück, wurden aber anfangs von der norwegischen Psychiatrie nicht anerkannt, da diese noch keine Vorstellung von dem Wesen der Traumatisierung hatte. Erst nach jahre- und jahrzehntelanger Beobachtung erfolgte eine Anerkennung der Nachfolgeleiden. Interessant ist, daß Symptome über die gesamte Krankheitspalette auftraten. Die Psychotraumatisierung ist in ihrer Nachfolgesymptomatik also oft ziemlich unspezifisch.

KZ-Überlebende litten über Jahrzehnte unter Alpträumen, in denen sie die traumatischen Situationen immer wieder erlebten und Angst vor jeder Nacht hatten. Ihre Ängste übertrugen sie transgenerationell auf ihre Kinder und Kindeskinder, wie deren Psychoanalysen zeigten. Hinzu kam, daß KZ-Überlebende, die etwa nach Israel auswanderten, dort auf erhebliche Ressentiments trafen, aus israelischer Sicht insofern verständlich, da sie durch ihre ursprünglich individuellen Probleme zu einem gesellschaftlichen Problem und sogar einer Last für den Staat wurden und oft nicht wie die übrigen Einwanderer beim Aufbau des jungen Staates mithelfen konnten. Dadurch verstärkte sich ihre persönliche Tragödie.

Als eigenes Krankheitsbild wurde die (Psycho)Traumatiserung in der amerikanischen Psychiatrie im Gefolge des Vietnamkrieges als Posttraumatisches Belastungssyndrom (PTBS) eingeführt. Die im Krieg traumatisierten Soldaten litten über Jahrzehnte unter Nachfolgesymptomen und waren häufig kaum sozial integrierbar. Sie fielen dem amerikanischen Staat gewaltig auf die Tasche. Ähnlich erging es Soldaten aus den beiden Golfkriegen, vor allem, wenn sie wie jetzt dem weiteren Terror im Irak hilflos ausgeliefert sind. Auch große Teile der irakischen Bevölkerung werden zunehmend traumatisiert, verstärkt, da sie noch stärker hilflos dem Terror ausgeliefert sind und nicht einfach das Land verlassen können. Langsam erkannte man, daß die Traumatisierung auch (Natur)Katastrophenopfer, sogar deren Helfer, betrifft wie Tsunamiopfer oder das Umfeld von Aidstoten, meist im afrikanischem Raum, was als gigantische globale Welle auf uns alle zurollt. Im Gefolge haben sich weltweit Therapieorganisationen und spezifische Behandlungsformen wie EMDR etabliert.

Das Zentrum für Psychotraumatologie/Kassel etwa beschreibt, daß jeder Mensch zu jedem Zeitpunkt des Lebens von einem traumatischen Ereignis betroffen werden kann und die Folgen oft viele Jahre weiter wirken. Darüber hinaus gebe es Bevölkerungs- und Berufsgruppen, die häufiger von traumatisierenden Erlebnissen betroffen sind. Frauen und Mädchen erleben körperliche und sexuelle Übergriffe durch gewalttätige Männer. Polizei- und Rettungskräfte sind durch ihre Einsätze mit aufwühlenden Situationen konfrontiert oder geraten selbst in Lebensgefahr. Andere Menschen kommen aus Ländern, in denen sie überdurchschnittlich häufig Naturkatastrophen oder politischer Verfolgung, Haft und Folter ausgesetzt sind.

Das Zentrum definiert das Trauma als vitales, d. h. das Überleben betreffendes Diskrepanzerlebnis zwischen der bedrohlichen Situation und den individuellen Bewältigungsmöglichkeiten, das mit Gefühlen von Hilflosigkeit und schutzloser Preisgabe einhergeht und so eine dauerhafte Erschütterung von Selbst- und Weltverständnis bewirkt. Das Trauma entwickelt in der Psyche des Betroffenen ein Eigenleben in Form von Mechanismen und Automatismen, wirkt sich direkt auf die Hirnsubstanz aus, so daß es nicht mit dem menschlichen Geist, der Ratio, Vernunft oder gutem Zureden auszugleichen und zu bewältigen ist.

Die Posttraumatische Belastungsstörung bzw. –syndrom (PTBS) wird beschrieben als ständiges Wiedererleben des traumatischen Ereignisses in wiederholten, sich aufdrängende Erinnerungen an das Ereignis, wiederkehrende belastende Alpträume, in denen die Traumasituationen erneut erlebt werden und deswegen Schlafstörungen und Ängste vor der Nacht auftreten, dazu plötzliche Gefühle  und Handlungen, als ob das Ereignis wiedergekehrt wäre, und Wiedererleben nach Konfrontation mit internen oder externen Reizen, die einem Aspekt des traumatischen Ereignisses ähneln, es symbolisieren oder daran erinnern. Die Folge ist ein anhaltendes Vermeiden von Reizen, die mit dem Trauma assoziiert sind, und eine Einschränkung der allgemeinen Aktivitäten im Vergleich zu der Zeit vor dem traumatischen Ereignis. Die Vermeidung betrifft Gedanken, Gefühle oder Gespräche, Aktivitäten, Orte oder Personen, also ein Schweigen über die Traumasituation, sowohl von Opfern, als auch von Tätern, für die ihre Handlungen und Verbrechen ebenfalls ein Trauma darstellen. Deswegen müssen etwa Naziopfer und Nazitäter schweigen. Die Nachfolgeleiden sind anhaltende Symptome erhöhter Erregung, die vor dem Trauma nicht bestanden haben, Ein- und Durchschlafstörungen, Reizbarkeit oder Wutausbrüche, Konzentrationsschwierigkeiten, extrem erhöhte Aufmerksamkeit und übertriebene Schreckreaktionen

Die Krisenintervention-München macht für die Entstehung einer Psychotraumatisierung Umweltkatastrophen, Kriege, Vertreibungen, schwere Körperverletzung, Entstellung, Verstümmelung oder Behinderung, Todesangst, Folter, sexueller Übergriff, schwere Krankheitsdiagnosen oder jeweils die Ängste vor diesen Zuständen, aber auch das Miterleben des plötzlichen Todes einer Person, Mitansehen, wie eine Person starke Schmerzen oder physische Verletzungen erleidet, verantwortlich. Dort werden auch zwischenmenschliche Traumaursachen angeführt wie Scham- und Schuldgefühle, der Eindruck, betrogen worden zu sein, oder die Überzeugung, in der Verantwortung versagt zu haben und dadurch anderen Schaden zugefügt zu haben, die Überzeugung, ungerechtfertigt überlebt zu haben oder geflohen zu sein und dabei keinen körperlichen Schaden davongetragen zu haben, die Verletzung von oder Widerspruch gegen Grundüberzeugungen (Gott, Freundschaft, Loyalität, Fairneß, Gerechtigkeit, Treue oder Kompetenz) oder die Überzeugung, jemanden oder etwas verraten zu haben.

Es werden körperliche Traumafaktoren, aber auch schon die seelischen Erlebnisse wie Ängste vor der Verletzung als Verletzung selbst und vor allem der zwischenmenschliche Bereich, das Miterleben und die Identifikationen angesprochen, das heißt das Erlebnis des einen wird zum Erlebnis des anderen, wobei das Umfeld auch ohne ursprünglich eigenes Trauma zum Betroffenen wird. Als Traumafaktor werden also persönliche Faktoren des Welt- und Selbstbildes und Charaktereigenschaften erwähnt wie der Eindruck, betrogen zu sein, Überzeugungen und Widerspruch zu Grundüberzeugungen, Angstgefühle, Überlebensschuld und überhaupt Schuldgefühle und Schamgefühle, im Alltag oft als Peinlichkeit und Lächerlichkeit erlebt, vor der der Betroffene am liebsten in den Boden versinken möchte. Das Wort Charakter heißt aus der griechischen Übersetzung Einprägung. Es beschreibt sehr gut das Ausgeliefertsein an den eigenen Charakter, der durch die Umwelt und Umweltereignisse eingeprägt wurde, und die Herrschaft von dessen Mechanismen und Automatismen. Er beschreibt nicht, daß es sich um eine Veranlagung der Gene handelt.

Die wesentlichen Elemente der Psychotraumatisierung, wobei sämtliche menschlichen Verarbeitungsfähigkeiten überfordert sind, sind das Ausgeliefertsein, die Ohnmacht und Hilflosigkeit gegenüber der katastrophalen Erfahrung. Allein schon eine Krankheit und Lebenssituationen, die der Mensch nach seiner inneren Wahrnehmung und seinen Kriterien nicht ertragen kann und erst recht nicht ihrer Herr werden kann, wird durch die erlebte Ohnmacht eine erneute Traumatisierung darstellen. Deswegen haben Helfer und Heiler eine so ungeheure Bedeutung. Stehen diese nicht zur Verfügung, muß der traumatisierte Mensch mit eigenen Ressourcen zurecht kommen wie den Abwehrmechanismen und je nach Intensität der Traumatisierung absoluter Kontrolle und Macht. Absolute und terroristische Herrscher, Dogmatiker und Fundamentalisten, die kein anderes Verhalten zulassen können, haben also einen psychotraumatischen Hintergrund.

Ein anschauliches Beispiel der Macht und Kontrolle auf dem Hintergrund von Ohnmacht und Hilflosigkeit stellen die oberen Hierarchien der katholischen Kirche dar. Diejenigen, die am wenigsten am Zeugungsprozeß beteiligt sind, die Priester und Greise, die Priester, weil sie dem Zölibat verpflichtet sind, die Greise, weil sie zur Zeugung zu alt sind, üben den stärksten Einfluß auf den Bauch und die Selbstbestimmung der Frauen durch das Abtreibungsverbot aus. Die Machtausübung über andere ist die häufigste Form der Verarbeitung der eigenen Ohnmacht und ihrer Kränkungen.

Durch die Psychotraumatisierung wird also die Selbstbestimmung, Souveränität und Freiheit des Menschen völlig außer Kraft gesetzt. Durch die Fortdauer des Traumas in vielen Lebenslagen entsteht Ewigkeit, Unendlichkeit und Linearität. Die Wechselhaftigkeit des Lebens, verschiedene Interessen, Standpunkte und Perspektiven  können nicht mehr wahr- und angenommen werden. Da unsere westliche Kultur  Selbstbestimmung und –verantwortung der Handlungen im Leben zur Grundlage des Rechtssystems nimmt, sind bei Rechtsverletzungen, auch wenn jemand unter Traumabedingungen nicht anders kann, Schuld und Strafe eine erneute Traumatisierung. Die Strafe, ein Trauma zu erlitten zu haben, wird zusätzlich bestraft.

Literatur:

Kapfhammer, H.-P. (2002). Neurobiologie der Posttraumatischen Belastungsstörung. In: Psychotherapie 7, S. 247-259.

Kunzke, D. & Güls, F. (2003). Diagnostik einfacher und komplexer posttraumatischer Störungen im Erwachsenalter: Eine Übersicht für die klinische Praxis. In: Psychotherapeut 48, S. 50-70.

Levine, Peter A.: Trauma-Heilung. Synthesis, 1998, ISBN 3922026915

Rothschild, Babette: Der Körper erinnert sich. Die Psychophysiologie des Traumas und der Traumabehandlung. Synthesis, 2002, ISBN 3-922026-27-3

Francine Shapiro: EMDR. Grundlagen & Praxis; Handbuch zur Behandlung traumatisierter Menschen, Junfermann, Paderborn 1999, ISBN 3-87387-360-5

Arne Hofmann: EMDR in der Therapie psychotraumatischer Belastungssyndrome, Thieme, Stuttgart 2005, ISBN 3-13-118243-1

Glossar:

EMDR  Eye Movement Desensitization and Reprocessing, die wohl bedeutenste von Francine Shapiro in der USA entwickelte Therapieform bei posttraumatischen Störungen. Beim EMDR regt der Therapeut den Patienten nach strukturierter Vorbereitung zu bestimmten Augenbewegungen an, wodurch es möglich werden soll, leichter das Trauma zu bewältigen und eine Integration der mit dem Trauma verbundenen Emotionen und Empfindungen zu erreichen. Es wird angenommen, daß durch die bilaterale Stimulation mittels bestimmter Augenbewegungen (oder auch akustischen oder taktilen Reizen), eine Synchronisation der Hirnhälften ermöglicht wird, die bei der posttraumatischen Belastungsstörung gestört sind. Erklärend wird Bezug genommen auf den REM-Schlaf, einer Schlafphase, bei der starke Augenbewegungen stattfinden und zugleich ein erhöhter Verarbeitungsmodus des im Alltag Erlebten vermutet wird.

Vulnerabilität  Verletzlichkeit

Zentrum für Psychotraumatologie/Kassel  http://www.psychotraumazentrum-kassel.de/

Krisenintervention-München  http://www.kit-muenchen.org/

  • Autor: Bernd Holstiege
    Unter Mitarbeit von Claudia Schulmerich
    E-Mail: redaktion@weltexpress.info
    Abfassungsdatum: 14.09. 2006
    Foto: dpa
    Verwertung: Weltexpress
    Quelle: www.weltexpress.info
    Update: Berlin, 14.09. 2006

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